1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Trauer wird in Florida zu Wut

Amoklauf Trauer wird in Florida zu Wut

Nach dem Massaker in Florida wenden sich Schüler wütend gegen die laschen Waffengesetze. Bildungsministerin Betsy DeVos ist anderer Meinung.

18.02.2018, 23:01

Parkland (dpa) l Mit großer Empörung haben Überlebende des Massakers an einer High School im Bundesstaat Florida den Waffen-Lobbyismus in den USA angeprangert. „An jeden Politiker, der Spenden von der (Waffenlobby-Organisation) NRA annimmt: Schande über euch!“, rief die Schülerin Emma Gonzales am Sonnabend bei einer Protestkundgebung vor Hunderten Menschen. An der Demonstration in Fort Lauderdale nahmen zahlreiche Menschen von der betroffenen Schule teil, die das Blutbad mit 17 Toten am Mittwoch überlebt hatten. Lehrer und Vertreter mehrerer Gemeinden schlossen sich an. In leidenschaftlichen Reden brachten junge Leute neben ihrer Trauer um Schulkameraden den Zorn darüber zum Ausdruck, dass sich trotz einer nicht abreißenden Serie von Bluttaten nichts an den laschen Waffengesetzen in den USA geändert habe.

„Sie sagen, dass striktere Waffengesetze nichts an Waffengewalt ändern würden – wir nennen das Blödsinn!“, rief Emma Gonzales, während sie sich Tränen aus den Augen wischte. „Genug ist genug!“

Einen gänzlich anderen Blick auf die Problematik offenbarte hingegen US-Bildungsministerin Betsy DeVos. Sie sagte auf Nachfrage in einer konservativen Radio-Talkshow, dass Bundesstaaten die Möglichkeit hätten, Lehrer an ihren Schulen zu bewaffnen. „Ich denke, das sollte Teil der breiteren, härter geführten Debatte darüber sein, wie wir solche Vorfälle in Zukunft verhindern können.“

„Sie sagen, dass ein guter Mensch mit einer Waffe einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppen kann – wir nennen das Blödsinn!“, sagte indes Emma Gonzales in Fort Lauderdale.

Am Mittwoch hatte der 19-jährige Nikolas Cruz in der Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland – etwa 50 Kilometer von Fort Lauderdale entfernt – mit einer halbautomatischen Waffe das Feuer eröffnet. 17 Menschen starben. Der Täter ließ sich danach widerstandslos festnehmen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, er habe seine Waffe legal erworben. Das FBI musste inzwischen auch zugeben, hinsichtlich des späteren Todesschützen frühzeitig gewarnt worden zu sein. Ein Anrufer hatte darauf hingewiesen, dass Cruz womöglich einen Überfall auf eine Schule plane, wie FBI-Chef Christopher Wray vor dem Wochenende einräumte. Weil der Anruf des Zeugen vom 5. Januar aber nicht weitergegeben wurde, erreichte er die Polizei vor Ort nicht.

US-Präsident Donald Trump hat bislang jede Äußerung zu den Waffengesetzen vermieden. Stattdessen kritisierte er am Sonnabend (Ortszeit) das FBI. Es habe zu viele Ressourcen auf den Versuch verwendet, Verbindungen seines Wahlkampfteams mit Russland zu beweisen. Politiker aus beiden großen politischen Lagern kritisierten die Bundespolizei und forderten Aufklärung. „Es ist unentschuldbar, dass das FBI den vorgeschriebenen Abläufen nicht gefolgt ist“, sagte der republikanische Senator Marco Rubio aus Florida der Zeitung „USA Today“.

Derweil tauchten am Sonntag – in Anspielung auf die für sieben Oscars nominierte Tragikomödie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ – drei anklagende Werbetafeln auf Fahrzeugen vor Rubios Büro in Miami auf. „In der Schule abgeschlachtet“, „Und noch immer keine Gesetze zur Waffenkontrolle“, „Wie kommt‘s, Marco Rubio?“ war auf den Tableaus zu lesen. Der Republikaner Rubio hält eine schärfere Kontrolle von Waffenverkäufen für ineffektiv.