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Astronomie Ein Riesenauge in Chiles Wüste

Weltpremiere in der Wüste: In Chile soll auf einer Bergkuppe das größte optische Teleskop errichtet werden.

26.05.2017, 23:01

Santiago de Chile (dpa) l Ein abgelegener Berggipfel in Chiles Atacamawüste wird zum Zentrum eines weltweit einmaligen Projekts. Hier wird nach jahrelangen Vorbereitungen das größte optische Teleskop der Welt gebaut. Mit einem Hauptspiegel von 39 Metern Durchmesser soll es als Riesenauge den Blick gen Himmel richten, um erdähnliche Planeten, Sterne und Galaxien zu beobachten. Mit dem Extremely Large Telescope (ELT) soll es auch neue Erkenntnisse über Dunkle Materie geben.

Der Armazones-Berg (3048 Meter) befindet sich im Norden Chiles. Vor zwei Jahren wurde die Spitze gesprengt, um eine Plattform für das Teleskop zu errichten. Am 26. Mai will Chiles Staatschefin Michelle Bachelet den Grundstein legen. Ab 2024 soll das Teleskop hier sein erstes Sternenlicht einfangen.

Das Projekt der Europäischen Südsternwarte (ESO) hat in der Wüste einen idealen Standort gefunden. Dank der sogenannten Humboldt-Strömung ist die Region fast ständig wolkenfrei. Die Wolken bleiben entweder über dem Pazifischen Ozean oder auf der argentinischen Seite der Anden. In rund 90 Prozent der Nächte ist der Sternenhimmel in der äußerst sauberen und trockenen Wüstenatmosphäre zur Beobachtung frei.

„Der Sprung von den gegenwärtigen Teleskopen zum ELT ist etwa so groß wie der Sprung von Galileos Auge zu seinem Teleskop“, erklärt Tim de Zeeuw, Generaldirektor der ESO. Der Hauptspiegel des ELT wird fünf Mal größer sein als bei den heute stärksten Teleskopen. Zudem wird er 13 Mal mehr Licht einfangen können, was viel schärfere Bilder ermöglicht.

Eines der Hauptziele des Projektes ist die Erkundung von Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems, in denen es Leben geben könnte. Erst kürzlich machten Entdeckungen bei dem Roten Zwergstern Trappist-1 und bei dem Stern Proxima Centauri Schlagzeilen. Es findet zur Zeit ein Astronomen-Rennen statt, um den ersten bewohnbaren Exoplaneten zu finden.

De Zeeuw ist der Ansicht, dass dieses Ziel im nächsten Jahrzehnt erreicht werden kann. Die ESO, die von 15 europäischen Staaten und Brasilien gegründet wurde und den Hauptsitz in Garching bei München hat, verfügt bereits über drei weitere Beobachtungs-standorte in der Atacama-Wüste. Unter anderem betreibt sie hier das Very Large Telescope, das leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts.

Das ELT wird mit fünf riesigen Spiegeln ausgestattet sein. Der größte wird aus rund 800 hexagonalen Teilstücken mit 1,4 Metern Durchmesser bestehen. Sie müssen perfekt zusammenpassen.