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Erdbeben Suche nach Vermissten in Taiwan

Die Erdstöße überraschten die Menschen im Schlaf. Inzwischen suchen Rettungskräfte nach Überlebenden unter den Trümmern von Gebäuden.

06.02.2016, 08:44

Tainan (dpa) l Bei einem schweren Erdbeben im Süden Taiwans sind mindestens 11 Menschen getötet und 475 verletzt worden. Wie viele noch in den Trümmern vermisst werden, war zunächst unklar. Eine groß angelegte Bergungsaktion ist angelaufen. In Tainan blieben die meist kleineren Häuser der Zwei-Millionen-Metropole unbeschädigt, doch wurden mindestens acht höhere Häuser schwer beschädigt. Ein 16-stöckiges Wohngebäude kippte komplett auf die Seite.

Erste Befürchtungen der Nachrichtenagentur CNA dass darin "möglicherweise Hunderte Menschen" verschüttet wurden, bestätigten sich nicht. In dem Wohnhaus waren rund 200 Menschen in 60 Haushalten. Bis zum Morgen konnten 123 lebend gerettet werden. Unter den Toten ist ein weiblicher Säugling, meldet das Fernsehen. Die Erdstöße erreichten die Stärke 6,4 und überraschten die Menschen in den frühen Morgenstunden kurz vor 4 Uhr Ortszeit im Schlaf.

Das Beben war auf der ganzen Insel zu spüren und überraschte auch Superstar Madonna und ihre Musiker, die in Taiwan auf ihrer Rebel Heart Tour unterwegs sind. Ihr Manager Guy Oseary schrieb aus dem 350 Kilometer entfernt gelegenen Taipeh auf Instagram: "Erdbeben hier in Taipeh. Vier Uhr früh...Wir sind alle OK... Hoffe, dass es vorbei ist." Am Sonnabend ist ein zweites Konzert von Madonna in Taiwans Hauptstadt geplant.

Das Epizentrum des Erdbebens lag in Meinong nahe der Hafenstadt Kaohsiung. Die Gegend ist dicht besiedelt. Allein in Kaohsiung leben 2,8 Millionen Menschen. Feuerwehr und Rettungskräfte waren in der Dunkelheit mit Scheinwerfern und Taschenlampen im Einsatz, um Verschütteten zu helfen. Mit Leitern kletterten sie durch Fenster. Bis Sonnenaufgang konnten schon viele Überlebende gerettet worden.

Das Beben ließ viele Häuser schwanken, wie Augenzeugen berichteten. Durch Stromausfälle waren mehr als 100.000 Haushalte ohne Elektrizität. Mehrere Nachbeben erschreckten die Menschen weiter. Die Erdstöße passierte nur einen Tag vor dem traditionellen chinesischen Neujahrsfest, das von Sonntag auf Montag beginnt. Es weckte schlimme Erinnerungen an das Beben von 1999, als 2400 Menschen ums Leben kamen. Damals wurde eine Stärke von 7,3 erreicht.

Die Hochgeschwindigkeitsbahn wurde im Süden streckenweise gestoppt, um die Schienen auf Schäden zu untersuchen. Die Betreiber der Schnellbahn rieten vorerst von Fahrten in den Süden ab, was die Reisewelle über die neun Ferientage zum größten chinesischen Familienfest behindern dürfte. Die normale Eisenbahn lief aber weiter, wenn auch mit verlangsamter Fahrt.