1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Polizei fahndet nach Verdächtigem

EIL

Terror in Brüssel Polizei fahndet nach Verdächtigem

Am Brüsseler Flughafen und einer U-Bahn-Station hat es einen Terroranschlag gegeben. Mindestens 34 Menschen sollen gestorben sein.

22.03.2016, 08:47

Brüssel (dpa/AFP/mh/se) l Bei Explosionen am Brüsseler Flughafen sind am Dienstagvormittag mehrere Menschen getötet und viele verletzt worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu den Terroranschlägen bekannt. Die belgische Polizei hat auf Twitter ein Fahndungsfoto eines Terrorverdächtigen veröffentlicht. Das Bild zeigt einen Mann in weißer Jacke mit einem Flughafengepäckwagen und einer schwarzen Tasche.

Belgiens Regierungschef Charles Michel sagte: "Wir haben einen Terroranschlag befürchtet, und es ist passiert". Belgien habe deshalb die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die belgische Regierung eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Nach Angaben von Augenzeugen ereigneten sich gegen 8 Uhr morgens am Flughafen Zaventem kurz nacheinander zwei Explosionen. Laut Internetseite des Flughafens hätten sich die Explosionen in der Abflughalle ereignet. Zeugen wollen zudem Schüsse gehört haben. Der niederländische Reporter Dennis Kranenburg war zufällig am Brüsseler Flughafen und berichtete im niederländischen Radio: "Wir kamen gerade an und wollten einchecken. Da war in etwa 30, 40 Meter Entfernung ein riesiger Lichtblitz. Große Brocken von der Decke fielen runter. Jeder fing an zu schreien und die Leute rannten weg." Ein Verantwortlicher eines Krankenhauses in Löwen hatte dem Sender VTM berichtet, dass bei den Explosionen auf dem Flughafen von Brüssel Nagelbomben verwendet worden seien.

Klicken Sie auf die Kartenpunkte, um sich die Explosionsorte anzeigen zu lassen.

Eine weitere Detonation hat es in der U-Bahnstation Maelbeek im EU-Viertel der belgischen Hauptstadt gegeben. Die Explosion dort soll in einer gerade eingefahrenen U-Bahn ausgelöst worden sein. Bei einer vierte Detonation, die von der Nachrichtenagentur Belga nahe der Rue de la Loi gemeldet worden war, soll es sich um eine Sprengung durch Experten gehandelt haben, berichtet der Rundfunk RTBF unter Berufung auf Polizeikreise.

Durch die Explosionen am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahnstation sind mindestens 34 Menschen getötet worden. Wie ein Sprecher der Feuerwehr der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag sagte, starben durch die Explosionen am Flughafen mindestens 14 Menschen. Der öffentlich-rechtliche Sender VRT meldet, die Explosionen am Flughafen seien von mindestens einem Selbstmordattentäter ausgelöst worden.

Die Brüsseler Staatsanwaltschaft hat Antiterror-Ermittlungen aufgenommen. Bei Hausdurchsuchungen in Brüssel haben Fahnder eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), einen Sprengsatz mit Nägeln und chemische Substanzen gefunden. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstagabend mit. Die Durchsuchungen hätten in der nordöstlichen Stadtgemeinde Schaerbeek stattgefunden.

Wie aus Internetvideos hervorging, wurden Fluggäste und -mitarbeiter vom Flughafenpersonal zunächst aufgefordert, in den Terminals A und B zu bleiben und nicht zum Hauptterminal zu kommen. Auf den Bildern war zu sehen, dass viele Passagiere zunächst ruhig auf weitere Informationen warteten. Später war zu hören, wie die Menschen aufgefordert wurden, sich an einem bestimmten Gate einzufinden, von dem aus sie in Sicherheit gebracht werden sollten.

Der regionale Katastrophenplan sei ausgelöst worden, meldete die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf Provinzgouverneur Lodewijk De Witte. Die zuständigen Behörden stimmten sich nun mit dem nationalen Krisenzentrum ab. Flüge nach Brüssel werden umgeleitet. Der Zugverkehr in Brüssel soll ab 16 Uhr wieder weitgehend normal funktionieren. Das meldete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Betreibergesellschaft SNCB. Ausgenommen seien die Bahnhöfe Schuman und Luxemburg im EU-Viertel.

Als Reaktion auf die mutmaßlichen Terroranschläge von Brüssel haben die Niederlande die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Das teilte die zuständige Anti-Terrorismusbehörde in Den Haag mit. Auf den Flughäfen Amsterdam Schiphol, Rotterdam und Eindhoven wurden extra Patrouillen der Grenzpolizei eingesetzt. Auch an der Grenze zu Belgien werde strenger kontrolliert.

In Deutschland verschärfte die Bundespolizei ihre Kontrollen am Flughafen in Frankfurt. Man beobachte die Situation sehr genau, sagte Sprecher Christian Altenhofen. Die Beamten würden sensibilisiert und die Streifen in bestimmten Bereichen verstärkt. Von den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld werden voraussichtlich bis auf weiteres keine Flüge nach Brüssel starten. Letzlich sei das aber die Entscheidung jeder Fluggesellschaft, sagte ein Flughafensprecher in Berlin. Auch die Deutsche Bahn hat mit sofortiger Wirkung ihren Fernverkehr nach Brüssel eingestellt. Züge halten nach Angaben einer Sprecherin bis auf weiteres in Aachen. "Wir nehmen bis Mittwoch einschließlich alle Tickets der Kunden zurück", sagte eine Sprecherin der Bahn.

Vier Monate nach den Terroranschlägen von Paris hatten Fahnder am Freitag einen der noch flüchtigen Hauptverdächtigen gestellt. Der 26 Jahre alte Salah Abdeslam war bei einem Großeinsatz der Polizei in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek verletzt und festgenommen worden.