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Terror in Manchester Weitere Attentäter festgenommen

Der Attentäter von Manchester war vermutlich nicht allein. Nun gilt in Großbritannien die höchste Terrorwarnstufe.

24.05.2017, 15:17

Manchester (dpa) l Nach dem Anschlag von Manchester mit 22 Todesopfern gehen die Ermittler Hinweisen auf ein Terrornetzwerk um den Attentäter Salman Abedi nach. Die Polizei nahm am Mittwoch drei weitere Männer in der nordenglischen Stadt fest. "Es ist gut möglich, dass er (Abedi) kein Einzeltäter war", sagte die britische Innenministerin Amber Rudd. Es könne eine größere Gruppe hinter dem Attentat auf die Besucher des Popkonzerts stecken. Bereits am Dienstag hatte die Polizei einen 23-Jährigen gefasst. Einer der Festgenommenen soll der Bruder des Attentäters sein.

Der 22-jährige Abedi war vor dem Anschlag wahrscheinlich nach Syrien gereist und hatte Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat, wie Frankreichs Innenminister Gérard Collomb unter Berufung auf britische Ermittler sagte. Der IS hatte nach dem Anschlag behauptet, der Attentäter sei sein "Soldat" gewesen.

Der Brite libyscher Herkunft habe sich "nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert", sagte Collomb dem Sender BFMTV. Verbindungen zum IS seien "erwiesen". Innenministerin Rudd betonte dagegen, eine Verbindung zum Islamischen Staat sei nicht bewiesen. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf die Frage, ob Abedi Teil eines Terrornetzwerkes war.

Der 22-Jährige war dem britischen Geheimdienst bekannt, wie Rudd sagte. Abedi hatte am Montagabend mit einem selbstgebauten Sprengsatz 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Dutzende wurden verletzt, unter den Toten sind viele Kinder und Jugendliche. Das bisher jüngste bekannte Todesopfer ist ein achtjähriges Mädchen. Deutsche sind nach Erkenntnissen der Bundesregierung nicht unter den Opfern.

Am zweiten Tag nach dem Anschlag waren nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden noch 20 Menschen in kritischem Zustand. Einem deutschen Arzt zufolge, der in Manchester arbeitet, enthielt die Bombe Nägel. Etliche Opfer hätten auch Schädel-Hirn-Verletzungen, sagte der Neurologe Stefan Schumacher dem Südwestrundfunk (SWR).

Medienberichten zufolge war Abedi ein Sohn libyscher Flüchtlinge. Er sei 1994 in Manchester geboren worden und habe in der nordenglischen Stadt studiert. Seine Familie soll sehr religiös gewesen sein und sich in einer Moschee der Stadt engagiert haben. Einige Familienmitglieder sollen kürzlich nach Libyen zurückgekehrt sein.

Großbritannien rief nach dem Angriff auf ein Konzert der US-Sängerin Ariana Grande erstmals seit 2007 die höchste Terrorwarnstufe aus. Die Polizei erhält nun Hilfe vom Militär. Laut Regierung werden derzeit knapp 1000 militärische Kräfte zur Unterstützung der Polizei eingesetzt.

Der weltberühmte Wachwechsel vor dem Buckingham-Palast wurde für Mittwoch abgesagt, um Personal für anderen Aufgaben freizustellen. Der Anschlag vom Montag war der schwerste in Großbritannien seit 2005, als Attentäter in der Londoner U-Bahn und in einem Bus insgesamt 56 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt hatten.

Aus Respekt vor den Opfern sagte der FC Chelsea seine geplante Siegesparade zum Gewinn der englischen Fußballmeisterschaft ab. Angesichts der Ereignisse sei es unangemessen, die Parade wie geplant am Sonntag in London zu veranstalten. Man wolle nicht wichtige Sicherheitsressourcen binden durch ein weiteres Großereignis.

In einem Kondolenzschreiben an Großbritanniens Innenministerin Theresa May zeigte Bundeskanzlerin Angela Merkel sich beeindruckt von den Gesten der Mitmenschlichkeit in Manchester, wo viele Bürger den Opfern geholfen hatten. Die Kanzlerin trug sich ebenso wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der britischen Botschaft in Berlin in das Kondolenzbuch für die Opfer des Terroranschlags ein.

Wegen des Terrorakts ist die Berliner Polizei beim Evangelischen Kirchentag und dem DFB-Pokalendspiel am Wochenende besonders wachsam. Die Sicherheitsvorkehrungen sind deutlich schärfer als bei früheren Kirchentagen. Besonders gesichert wird der Auftritt des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama am Donnerstag am Brandenburger Tor.