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Wirtschaftspolitik Iran will "das Maximum anbieten"

Der Iran lockt Firmen aus Sachsen-Anhalt mit Zoll- und Steuernachlässen. Eine Delegation ist derzeit vor Ort, die Volksstimme mit dabei.

30.05.2016, 14:55

Teheran l Auf den Straßen der Zwölf-Millionen-Metropole Teheran lässt sich sofort begreifen, was es bedeutet, fast zwei Jahrzehnte mit Wirtschafts-Sanktionen leben zu müssen. Die meisten Autos, die über den Asphalt rollen, sind älter als zehn Jahre, viele von ihnen würden in Deutschland eine Old-Timer-Plakette bekommen. In einem einheitlichen gelbgrau reihen sich die Häuser entlang der Magistralen auf, gelb-bräunlicher Smog liegt in der Luft.

Doch auf dem Weg vom weit außerhalb gelegenen Flughafen in den Teheraner Stadtkessel fällt auch auf: Vielerorts stehen Baukräne, entstehen Wohn- und Bürotürme, neue Einkaufszentren. Das Land ist im Umbruch. Ausländische Investoren wittern lukrative Geschäfte. So auch rund Hundert Unternehmer aus Ostdeutschland, knapp 30 aus Sachsen-Anhalt. Sie sind in dieser Woche im Iran unterwegs, um Kontakte aus früheren Zeiten zu beleben und neue zu knüpfen. Unterstützt werden sie dabei von ihren Landesregierungen, die Wirtschaftsminister und Staatssekretäre mit auf Reise geschickt haben, um politisch in Teheran Türen zu öffnen.

Diese sind allerdings schon weit aufgestoßen, die Erwartungen auf iranischer Seite sind riesengroß. Gleich zu Beginn der Reise hat sich Akbar Torkan, erster Berater des iranischen Präsidenten Hassan Rouhani, an die deutsche Delegation in Teheran gewandt. Seine Botschaft: Unternehmen, die im Iran investieren, dürfen iranisches Öl künftig zu einem Preis beziehen, der stets fünf Prozent niedriger ausfällt als der Preis auf dem Weltmarkt. Auch Erdgas könnten die Firmen im Fall eines Engagements in Zukunft günstiger einkaufen.

Damit nicht genug. Die iranische Regierung hat jüngst sieben Sonderwirtschaftszonen im Land eingerichtet. Deutsche Unternehmen, die dort Standorte aufmachen, könnten mit einem Zollerlass und mit Steuererleichterungen über 20 Jahre rechnen. Zudem müssten Fachkräfte, die dort arbeiten, künftig kein Visum mehr beantragen. Und anders als etwa in China sei es für die Firmen auch nicht zwingend, sich einen iranischen Partner zu suchen. "Ich möchte betonen, dass Sie da freie Hand haben", so Torkan.

Manch einer gerät da ins Staunen. "Die bieten uns das Maximum an", kommentiert Sachsen-Anhalts Wirtschafts-Staatsekretär Thomas Wünsch (SPD). Doch die iranische Regierung lockt auch aus eigenem Interesse: Seit Jahren ist die Arbeitslosigkeit hoch, gerade nach dem Ende der Sanktionen hofft die Bevölkerung, dass sich etwas tut. Die Deutschen kommen der Regierung deshalb gerade recht, sie könnten dringend benötigte Jobs schaffen. "2017 will sich Präsident Rouhani wieder wählen lassen, die wirtschaftliche Entwicklung dürfte in dem Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen", erklärt Michael von Ungern-Sternberg, der deutsche Botschafter in Teheran.

Doch ob nun mit oder ohne Vergünstigungen, für viele Firmen sehen schon jetzt Chancen: Mit 80 Millionen Einwohnern ist der Iran ein großer Markt, der in den kommenden Jahren erschlossen werden könnte. Es gibt zwar noch immer Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr, doch die Außenhandelskammer rechnet zudem mit Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent. Und deutsche Produzenten genießen noch aus früheren Zeiten einen guten Ruf. Ein Handelsexperte erklärt, "Iraner legen viel Wert auf Qualität, wir dürften hier gegen chinesische Konkurrenten punkten."

Ob es während der Delegationsreise schon zu Vertragsabschlüssen kommt, ist noch unklar. Die Firmen-Vertreter aus Sachsen-Anhalt haben noch bis Donnerstag Zeit, mit den Iranern ins Geschäft zu kommen.