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Deutschland-Besuch William und Kate in Berlin

Die Bilder von lächelnden Royals und süßem königlichem Nachwuchs können in Zeiten des Brexits nicht schaden.

19.07.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Der kleine Prinz ist müde. Bei der Ankunft der Royals in Berlin verlässt George, drei Jahre alt und Dritter der britischen Thronfolge, als Erster die Maschine – wie immer in kurzen Hosen und augenscheinlich gerade aufgewacht oder schon kurz vor dem Mittagsschlaf. Er reibt sich die Augen und baumelt an der Hand seines Vaters William. Schwester Charlotte (2) sitzt zuerst auf dem Arm von Mutter Kate, dann geht die Familie Hand in Hand über den Flughafen.

So beginnt der erste Deutschlandbesuch von Prinz William mit Frau und Kindern – der vielleicht beliebtesten Markenbotschafter Großbritanniens in einer Zeit, in der das Land mit seinem Brexit-Votum den Europäern viel Ärger einbrockt.

Die Garderobe der Vier war in dunklem und royalem Blau gehalten. Will man das als Kleiderdiplomatie sehen, könnte man vielleicht sagen: Kates Kleid leuchtete in Europa-Blau.

Erste Station: Bundeskanzleramt, Mittagessen mit Angela Merkel (63, CDU). Es gibt Fisch und Gespräche, unter anderem über Europa, wie das Bundespresseamt angekündigt hat. Nach draußen dringt wie üblich erst mal nichts. Aus dem schwarzen Jaguar stiegen nur William und Kate, die Kinder haben erstmal frei. Aufwendige militärische Ehren gibt es nicht, das ist schließlich kein Staatsbesuch. Es geht um Freundschaft – #Freundship ist denn auch in einer Mischung aus Englisch und Deutsch eines der Schlagwörter zu dem Besuch im Netz. Allerdings war der Trip der jungen Königshaus-Generation schon in Planung, als die Briten über ihren EU-Austritt noch gar nicht abgestimmt hatten.

So oder so, schöne Bilder zu produzieren ist nun mal die wichtigste Aufgabe des britischen Königshauses, das politisch keine Macht mehr hat, aber meist im Auftrag der Regierung im Ausland unterwegs ist. Dazu gehört natürlich ein Gang durch das deutsche Wahrzeichen Brandenburger Tor und ein Bad in der Menge. Viele Schaulustige warten in der Sommerhitze, um eine royale Hand zu schütteln.

Kate und William waren zum Plaudern aufgelegt: Sie sprachen mit den Royal-Fans, ließen sich für Selfies ablichten und posierten schließlich für die Pressefotografen vor der Tor-Kulisse.

Mit dabei ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit Tochter Nina (19), die später sagen wird: „Die sind genau so, wie man sie sich vorgestellt hat.“

Die Reise der jungen Royal-Generation hat aber nicht nur glamouröse und liebliche, sondern auch ernste Momente. Vom Brandenburger Tor geht es zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Den Rundgang durch die zugehörige Ausstellung nennt Prinz William „sehr bewegend“. Die beiden sprechen intensiv mit dem Holocaust-Überlebendenden Leon Schwarzbaum, der wie Williams Großvater, Prinz Philip, 96 Jahre alt ist. Die Royals stellen viele Fragen, lassen sich Fotos zeigen. Weiter geht es ins Plattenbauviertel Marzahn, wo Kate und William Straßenkinder treffen und Teresa Enke kennenlernen, die Witwe des Torhüters, der sich 2009 das Leben nahm.

Ihre Stiftung macht auf Depressionskrankheiten aufmerksam. Routine für Royals. Einerseits – Besuche bei „Charities“, wie das in Großbritannien heißt, gehören zum Alltag. Andererseits haben vor dem 20. Todestag von Diana sowohl William als auch sein Bruder Harry öffentlich über das Trauma gesprochen, dass der Unfalltod ihrer Mutter für sie bedeutete.

Ausklingen sollte der Royal-Tag in Berlin typisch britisch: Mit Tee bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und einer späten Geburtstagsfeier für die Queen in der Residenz des britischen Botschafters. Nächste Station der Deutschlandreise: Heidelberg, mit einem Ruderrennen auf dem Neckar. Noch mehr schöne Bilder für Großbritanniens Image-Pflege.