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Katholikentag Zehntausende Besucher in Leipzig erwartet

Die katholische Kirche entdeckt die "Heldenstadt" aus Wendezeiten. Das kirchenferne Leipzig ist Gastgeber des 100. Katholikentags.

23.05.2016, 23:01

Leipzig (dpa) l Zehntausende Besucher werden an diesem Mittwoch zum 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig erwartet. Für ihr fünftägiges Jubiläumstreffen haben sich die katholischen Laien ausgerechnet eine Stadt ausgesucht, in der es nur wenige Christen gibt: Gerade mal 4,3 Prozent der rund 570.000 Einwohner Leipzigs sind katholisch, etwa 10 Prozent evangelischen Glaubens. Entsprechend gespannt sind alle Beteiligten, wie der Katholikentag in der Diaspora ankommt. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Veranstalter spricht von einem Testlauf dafür, wie Kirche trotz sinkender Mitgliederzahlen auch künftig in die Gesellschaft hineinwirken kann.

Katholikentage werden im Wechsel mit evangelischen Kirchentagen in der Regel alle zwei Jahre in einer anderen Stadt organisiert. Das Programm in Leipzig umfasst um die 1000 Veranstaltungen. Darunter sind Podiumsdiskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen, etwa zur Flüchtlingskrise, zum Umgang mit dem Islam, zum Schutz von Umwelt und Klima oder zur Armut.

Am Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch nimmt Bundespräsident Joachim Gauck teil, ebenso an einem Podium tags darauf. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die regelmäßig zu den großen Kirchentreffen kam, ließ sich diesmal wegen des G7-Gipfels in Japan entschuldigen. Viele der 30.000 Teilnehmer, die sich für alle Tage angemeldet haben, wollen sich ihres Glaubens versichern, gemeinsam Gottesdienste feiern, Workshops gestalten oder Konzerte besuchen. Das gilt auch für die Tausenden Tagesbesucher, die zusätzlich zu den Dauergästen tageweise nach Leipzig kommen wollen.

Auf etlichen Veranstaltungen geht es um Fragen, die derzeit das Innenleben der katholischen Kirche in der Ära von Papst Franziskus prägen. Dazu zählt die Forderung, Frauen mehr Verantwortung zu übertragen. Sie sind derzeit von Weiheämtern ausgeschlossen, dürfen also nicht Diakon, Priester oder Bischof werden. Auch bei anderen Posten etwa in der Kirchenverwaltung sind sie unterrepräsentiert. Kontrovers wird unter Katholiken auch über die selbst von vielen Christen als weltfremd empfundene Sexualmoral und das Familienbild der Kirche debattiert.

Für Schlagzeilen sorgte die ablehnende Haltung der Veranstalter zur AfD. Politiker der Rechtspopulisten wurden nicht zu Diskussionsrunden eingeladen. Streit gab es auch um die Finanzierung des Treffens, das etwa zehn Millionen Euro kostet: Es gab Kritik am staatlichen Zuschuss von 4,5 Millionen Euro, den der Bund (0,5 Millionen), das Land Sachsen (drei Millionen) und die Stadt Leipzig (eine Million) aufbringen.

Nach Einschätzung von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ist Leipzig trotz aller Debatten und Bedenken ein guter Ort für den 100. Katholikentag. "Gerade wegen der Kirchenferne vieler, vieler Menschen, gerade wegen der nur noch 15 Prozent Kirchenmitglieder in unserer Stadt ist es eine ideale Plattform, um genau das zu diskutieren, was uns antreibt, und den Sinn des Lebens zu hinterfragen."