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Boris Becker Erst Bumm-Bumm, dann bankrott?

Gerade, als Boris Beckers Ruf wieder hergestellt ist, kratzt ein Rechtsstreit um Schulden erneut am Image.

Von Wolfgang Müller 23.06.2017, 05:24

Berlin (dpa) l Wimbledon-Legende, Werbe-Ikone und Erfolgstrainer, aber auch Besenkammer-Affäre, Streit um Unterhaltszahlungen und Fliegenklatschen-Spott: Boris Becker (49) hat seit seinem ersten Wimbledon-Sieg als 17-Jähriger immer wieder Schlagzeilen produziert – positive genauso wie negative. Die Entscheidung eines Londoner Gerichts über eine Zahlungsunfähigkeit setzt dem Image der einstigen Nummer eins der Welt nun wieder arg zu.

Becker ließ zwar umgehend dementieren, dass er pleite sei. Sein Rechtsanwalt Christian Schertz erklärte am Mittwoch dazu: „Das Verfahren betrifft ein Darlehen, das Herr Becker binnen eines Monats in voller Höhe zurückgezahlt hätte.“ Becker sei „überrascht und enttäuscht, dass sich die gegnerische Bank in einem konkreten Zivilverfahren in Großbritannien entschieden hatte, Klage gegen ihn einzureichen“. Die Kanzlei Schertz Bergmann Rechtsanwälte kündigte an, Becker werde beantragen, die Verfügung umgehend aufzuheben.

Dennoch muss Becker ausgerechnet jetzt, wenige Tage vor Beginn seines Lieblings-Turniers in Wimbledon, wieder unschöne Schlagzeilen über sich lesen. Dabei hätte sich der Beginn der traditionsreichen Rasen-Veranstaltung am kommenden Montag eigentlich hervorragend geeignet, um noch einmal an seine großen Erfolge zu erinnern. Am 7. Juli 1985 veränderte Becker, ein Teenager aus Leimen, die Sportwelt. Mondlandung, Erdbeben, Tennismärchen. Deutsches Löwenherz, Wunderkind. Kein Superlativ war damals zu hochgegriffen für den Wunderknaben Bumm-Bumm-Boris. In den späten 1980er und in den 1990er Jahren reifte Boris Becker zu einer der wenigen wahren deutschen Sportlegenden. Nur wenige konnten sich der Faszination des neuen charismatischen Tennis-Helden entziehen.

Was seiner Karriere dann folgte, waren von der Öffentlichkeit ausgeschlachtete Affären im Privatleben. So lieferte sich Becker einen teils öffentlichen Scheidungsstreit mit seiner damaligen Frau Barbara und zeugte bei einer außerehelichen Episode ein Kind. Auch wenn sich diese gar nicht dort abspielte („Es passierte auf einer Treppe zwischen den Toiletten“, verriet Becker später dem englischen Sender ITV), wurde die „Besenkammer“-Affäre zum geflügelten Wort

Wie auch immer das Verfahren in Großbritannien ausgeht: In gut einer Woche wird Becker wieder dort sein, wo er sich am wohlsten fühlt. Am 3. Juli beginnt in Wimbledon das bedeutendste Tennisturnier der Welt. Seit einigen Jahren lebt Becker im Südwesten Londons, was die „Süddeutsche Zeitung“ einst zu dem wunderbaren Vergleich veranlasste: „Als wäre Helmut Rahn nach Bern gezogen. Oder Ali nach Kinshasa. Oder Gerd Müller ins Olympiastadion.“