Fernsehen Der nette Herr Elstner

Sein Leben ist Radio und Fernsehen: Frank Elstner hat Sendungen erfunden und moderiert wie kaum ein Zweiter. Jetzt wird er 75.

18.04.2017, 23:01

Baden-Baden (dpa) l Ein bisschen rarer gemacht hat er sich schon in den vergangenen Jahren. Mit Shows und Dokumentationen ist Frank Elstner aber noch immer im Fernsehen präsent. Er vermittelt den Eindruck, als hätte sein 75. Geburtstag am 19. April keine allzu große Bedeutung. "Wann, wo und mit wem, werde ich nicht verraten", sagt Elstner. Das Leben in seiner Heimatstadt Baden-Baden und auf Reisen ist noch immer voller Arbeit. Die er aber gar nicht als Anstrengung sieht. "Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr den Eindruck, dass ich arbeite, sondern, dass ich ein interessantes Leben führe, was mir sehr viel Spaß macht."

Auch wenn die ARD den großen Moderator und Sendungserfinder ("Spiel ohne Grenzen", "Montagsmaler", Wetten, dass..?", "Verstehen Sie Spaß?", "Menschen der Woche") gerade mit einer von Kai Pflaume moderierten Werkschau zum Geburtstag gewürdigt hat – in die Vergangenheit zu schauen, ist so gar nicht seine Sache. "Jetzt, wo alle möglichen Menschen mich auf meine Vergangenheit ansprechen, weil ich 75 werde, fange ich auch an, hin und wieder mal ein bisschen zurückzublicken, aber ich muss mich erst daran gewöhnen."

In den vergangenen Jahren habe sich bei ihm eigentlich nichts verändert. "Ich freue mich darüber, dass der Südwestrundfunk mir den Auftrag gegeben hat, weiter meine Tierfilme zu drehen." Zwei große Dokumentationen pro Jahr sind geplant, gemeinsam mit dem Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt. "Ich habe eine wunderschöne Beschäftigung für meine alten Tage gefunden, große Reisen zu machen und mich mit einem Thema zu beschäftigen, das mich interessiert." Die Liebe zu Tieren verbinde sie in einer langjährigen Freundschaft, sagt Reinschmidt über Elstner: "Mit seiner Begeisterung für Natur und Artenschutz wirkt er auf Freunde wie Fremde ansteckend." Er schätze an Elstner vor allem das großes Interesse an Menschen und seine Offenheit für Neues.

Lebt Elstner, der einst Thomas Gottschalk zu Radio Luxemburg geholt hatte, ganz ohne Stress? Nein, sagt er. "Stress ist alles, was man vor einer Kamera macht, man möchte es ja richtig machen." Lampenfieber kenne er noch heute. "Ich schlafe die Tage vorher nicht besonders gut, wenn ich eine Sendung habe, aber das ist keine Angst vor dem Versagen, sondern das ist einfach mein hoher Anspruch." Wie viele Sendungen waren es insgesamt seit den ersten Hörspielaufzeichnungen in Kindertagen? Elstner lacht kurz, er weiß es nicht, es scheint ihm auch nicht wichtig zu sein. "Ich habe noch nie nachgezählt." An manches Glas Sekt zu runden Zahlen könne er sich erinnern, etwa zur 600. Folge von "Jeopardy" oder zur 500. Ausgabe von "Menschen der Woche".

Eng verbunden mit Elstner fühlt sich bis heute auch Thomas Gottschalk. Ihm habe er seine Karriere zu verdanken, übermittelt der Moderator aus Kalifornien. "Frank Elstner ist mit Abstand der freundlichste Mensch, der mir in diesem Geschäft begegnet ist." Hätte Elstner ihm nicht ohne Not "Wetten, dass..? vererbt, wäre er nicht das, was er heute ist, sagt Gottschalk. Für Moderator und Comedian Guido Cantz ist Elstner das Gesicht und die Stimme vieler Fernsehformate, mit denen seine Generation aufgewachsen ist. "Sein absolutes Markenzeichen ist seine beruhigende und sonore Stimme." Als Moderator und Talkmaster habe er auf sehr angenehme Weise interessante Gespräche mit seinen Gästen geführt, lobt Cantz seinen Vorgänger bei "Verstehen Sie Spaß?".

Kai Pflaume sieht sich mit seiner Show "Klein gegen Groß" in Elstners Tradition als Gastgeber. Es gehe darum, die ganze Familie vor dem Fernseher zu versammeln und so ein gemeinsames Erlebnis zu schaffen. "Ich freue mich immer, wenn es uns gelingt, dieses moderne Lagerfeuer zu entzünden und die Kleinen wie die Großen mit unserer Sendung zu begeistern", sagt Pflaume. Beim Blick auf die aktuelle Fernsehunterhaltung ist Elstner auch gar nicht pessimistisch. Zwar sei es zu seiner Zeit bei "Wetten, dass..?" einfacher gewesen, 20 Millionen Menschen zu binden als heute 5 Millionen. "Ich finde, dass man sich daran gewöhnen muss, seine Zielgruppenprogramme zu suchen und sich damit zu erfreuen." Aber warum sollte nicht eines Tages wieder jemand eine Idee haben, die der ganzen Familie gefällt? "Es gibt genügend junge Moderatoren, die begierig sind nach Erfolg, die begabt sind und denen ich viel zutraue."

Außerhalb der Welt von Show und Unterhaltung macht sich der Mensch Elstner, der in dritter Ehe verheiratet und Vater von insgesamt fünf Kindern ist, wie jeder andere Gedanken über die Entwicklung der Welt. "Wir leben in einer unglaublich kritischen Zeit, in der es jeden Tag eskalieren kann und ich finde es furchtbar, was wir uns täglich ansehen und anhören müssen in den Nachrichten." Aber so sei unser Leben und so sei die Welt, schwierig und sehr schwer zu nehmen. "Das ist etwas, das mich natürlich genauso bedrückt wie jeden anderen Menschen auch."