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Weihnachtsbaum Es muss nicht die Nordmanntanne sein

Nach Weihnachten landen Christbäume meist im Müll. Künstliche oder gemietete Weihnachtsbäume könnten 2017 eine Alternative sein.

Von Sönke Möhl 24.12.2016, 23:01

Karlsruhe/Bühl (dpa) l Für Millionen Weihnachtsbaumkäufer in Deutschland ist klar: Echt muss er sein und möglichst frisch geschlagen. Die große Mehrheit greift traditionsgemäß beim Händler um die Ecke zur Nordmanntanne. Es gibt aber ein paar Trends und Gewohnheiten in der Nische, die sich halten – oder wachsen. Inzwischen gibt es etwa ein großes Angebot an künstlichen Weihnachtsbäumen im Handel. Mancher greift auch zum getopften Bäumchen im Plastikeimer. Selbst mieten kann man den Weihnachtsbaum, der dann nach dem Fest wieder abgeholt wird, um in der Natur weiter zu wachsen. Zum Trend entwickelt sich der Onlinekauf.

Eine ungeplante Pause vermelden muss ein Anbieter von mehrfach verwendbaren Weihnachtsbäumen, das Unternehmen "Happy Tree" aus Nordrhein-Westfalen. Die in Töpfen aufgezogenen Bäume mit Namen wie "Tanneliese" oder "Waldemar" bräuchten ein Jahr länger Erholung in der Natur als geplant, bevor sie wieder ein Weihnachtsfest im Zimmer verbringen können. Daher müsse das Geschäft in diesem Jahr ausfallen, teilt das Unternehmen mit. Hans-Georg Dreßler vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger mit Sitz im baden-württembergischen Bühl ist nicht überzeugt, dass sich dieses Prinzip dauerhaft durchsetzen wird. "Die Menschen denken, sie tun damit etwas Gutes." Schon wegen des Transportaufwands sei er da aber skeptisch.

Der Gesamtabsatz liegt nach Angaben der Weihnachtsbaumerzeuger seit Jahren stabil bei gut 24 Millionen Stück. Nach Angaben des Hauptverbands der deutschen Holzindustrie kauften die Deutschen im vergangenen Jahr sogar mehr als 29 Millionen Weihnachtsbäume, etwa 100 000 mehr als 2014. Gründe für den Zuwachs seien die steigende Zahl von Single-Haushalten und der Trend zum Zweit-Weihnachtsbaum. Erkennbar gestiegen ist den Erzeugern zufolge der Anteil der Onlinekäufe – selten ist diese Methode dennoch, der Anteil liegt bei mehr als einem Prozent des Gesamtabsatzes. Aber: "Gerade in diesem Jahr ist die Zahl der Anbieter deutlich größer geworden." In der Regel kämen zum Baumpreis noch rund zehn Euro für Verpackung und Transport hinzu. Um die Qualität müsse sich der Besteller dabei keine Sorgen machen, sagt Dreßler: "Die Bäume halten das aus."

Wer seinen festlichen Feiertagsbegleiter doch lieber selbst beim Händler aussuchen möchte, hat die Wahl etwa zwischen Nordmanntanne (75 Prozent Marktanteil) sowie Blau- und Rotfichten, die mit etwa 10 und knapp 7 Prozent auch ihre Liebhaber finden. Bis zu 15 Prozent der Kunden greifen nach Verbandsangaben zu getopfter Ware. Das sind mit 70 bis 120 Zentimetern vor allem kleinere Bäumchen. Sie brauchen keinen Ständer und können leicht feucht gehalten werden. Wer allerdings hofft, seinen Weihnachtsbaum später im Garten weiter wachsen sehen zu können, muss mit einer Enttäuschung rechnen. Da die Bäumchen meist nicht im Topf aufgezogen, sondern ausgestochen und eingetopft wurden, fehlt ihnen wichtiges Wurzelwerk. Die meisten überstehen den nächsten Sommer nicht und vertrocknen.

Im wachsenden Angebot der künstlichen Bäume sehen die Besitzer der Weihnachtsbaum-Plantagen noch keine ernsthafte Konkurrenz. Ihr Absatz sei stabil und wirklich täuschend echt aussehende Kunstbäume seien teuer. Aus Sicht von Umweltschützern sind Plastikbäume zudem keine gute Alternative. Die Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg, Christine Fabricius, nennt als Nachteile Rohstoffverbrauch, Transportkosten und Probleme bei der Entsorgung. Der BUND kritisiert aber auch den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln auf einheimischen Weihnachtsbaumplantagen. Fabricius plädiert für den Kauf ökologischer Bäume. Kunden sollten dabei etwas nachsichtiger sein, wenn es um den natürlichen Wuchs geht, ein Baum also nicht ganz ebenmäßig aussieht.

Bei allen Trends: Die Preise für den Weihnachtsmann sind stabil. Pro Meter Nordmanntanne werden nach Verbandsangaben 18 bis 23 Euro fällig, Blaufichten gibt es für 10 bis 12 Euro und Rotfichten ab 6 Euro je Meter. Beliebt seien vor allem Bäumchen zwischen 1,50 und 1,75 Metern, sagt Dreßler.