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CSU-Personalie Wird Horst Nachfolger von Seehofer?

Am Montag will der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef seine Zukunftsabsichten bekanntgeben. Macht er weiter?

Von Marco Hadem und Christop Trotz 19.04.2017, 23:01

München (dpa) l In der CSU gibt es derzeit nur ein wichtiges Datum: Am 24. April will Parteichef Horst Seehofer verkünden, ob er entgegen seiner früheren Ankündigung seine politische Laufbahn auch über 2018 hinaus weiterführen will. Und um es gleich an dieser Stelle vorwegzunehmen: Nicht nur in der CSU wird fest damit gerechnet, dass er sowohl als Ministerpräsident als auch als Parteichef noch nicht bereit ist, die Geschicke in die Hände eines Nachfolgers zu legen.

Seehofer wird nicht müde, auf Nachfrage seine eigene Unentschlossenheit zu äußern: „Es gibt für beide Varianten gute Argumente, ich weiß es wirklich noch nicht“, sagt er sehr gerne in Fernsehkameras oder Mikrofone. Er werde sich mit seiner Familie intensiv beraten, und dann sei da auch noch der wichtige Gesundheitscheck, der beantworten soll, ob der 67-Jährige die körperliche Fitness auch für die kommenden Jahre hat.

Seehofer kommt mit der Entscheidung seinem eigenen Zeitplan fast zwei Wochen zuvor. Am 6. Mai will die CSU ihre Liste für die Bundestagswahl im Herbst aufstellen. Sollte er weitermachen, könnte er auch selbst Spitzenkandidat werden – selbst wenn der damit verbundene Gang nach Berlin für ihn kein Thema ist: „Ich habe in der Vergangenheit oft genug bewiesen, dass ich auch von München aus meine Durchsetzungskraft entfalten kann.“

Innerhalb der CSU gehen die Meinungen zu Seehofers angekündigter Zukunftsentscheidung weit auseinander: Seine Befürworter sehen darin das Finale einer strategischen Meisterleistung. Sie verweisen auf eine immer größere Zahl von Rufen nach einer Fortführung, da Seehofer insbesondere in der Flüchtlingsdebatte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gezeigt habe, wie unersetzlich er derzeit sei. Selbst seine Vorgänger Erwin Huber und Edmund Stoiber gehören längst dazu. Sie alle vereint die Sorge, dass eine CSU ohne Seehofer bei der Landtagswahl 2018 die absolute Mehrheit nicht wird verteidigen können und die Partei nach der Bundestagswahl ihren Einfluss in Berlin einbüßen könnte.

Ihnen gegenüber stehen die Christsozialen, die im Kopf schon lange mit Seehofer gebrochen haben, die ihm einen autoritären Stil, emotionalen Autismus und fehlende Kompromissbereitschaft vorwerfen. Sie wünschen sich lieber eine Übernahme aller Ämter durch den Finanzminister und wohl größten Seehofer-Kritiker Markus Söder. Öffentlich will niemand Seehofer die Stirn bieten, zu stark ist seine Position, zu gefestigt seine Macht.

Dabei ist es durchaus glaubhaft, dass Seehofer bei seinem 2012 angekündigten Karriereende noch selbst daran geglaubt hat. Doch sein damaliger Plan ist durch äußere Faktoren überholt: Potenzielle Nachfolger wie Karl-Theodor zu Guttenberg oder Ilse Aigner waren da schon demontiert oder konnten sich nicht wie geplant durchsetzen, stattdessen gewinnt ausgerechnet jener „Stratege“ Söder immer mehr an Kraft. Aus der CSU-Spitze heißt es, dass für Seehofer letztlich die erstarkende AfD, die unsichere Perspektive der CSU in Berlin und die aus seiner Sicht nicht vorhandene charakterliche Eignung Söders als Nachfolger den Ausschlag gegeben haben, doch weiter machen zu müssen. Es sei keine Frage des Wollens.