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Demonstrationen Nawalny vor Protesten festgenommen

Die Opposition ruft am russischen Nationalfeiertag zu landesweiten Demonstrationen auf. Einer ihrer Führer wird zuvor festgenommen.

12.06.2017, 23:01

Moskau (dpa) l Bei Protesten gegen die russische Führung und gegen korrupte Politiker sind landesweit Hunderte Demonstranten festgenommen worden. Der Kremlkritiker Alexej Nawalny wurde am Montag noch vor dem Beginn einer Kundgebung auf ein Polizeirevier gebracht. In Moskau nahm die Polizei bei der nicht genehmigten Demonstration allein rund 600 Menschen in Gewahrsam, wie das Bürgerrechtlerportal OVD-Info berichtete. Auch in St. Petersburg wurden demnach rund 300 Menschen abgeführt.

Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Im kommenden Jahr will er bei der Präsidentenwahl antreten. Es war Nawalnys zweite Festnahme bei einer von ihm organisierten Kundgebung in diesem Jahr. Im März hatte er Tausende Anhänger auf die Straßen gebracht, um gegen Regierungschef Dmitri Medwedew zu protestieren. Nawalny hatte ihm in einem Online-Video Korruption vorgeworfen. Bei dem Protest am 26. März waren in Moskau rund 1000 Menschen festgenommen worden.

Diesmal hatte der 41-jährige Oppositionelle zu Demons-trationen in rund 200 Städten aufgerufen. Russischen Medien zufolge gab es in Städten in der Provinz ebenfalls Festnahmen.

„Sie haben Alexej im Hauseingang festgenommen“, schrieb dessen Frau Julia wenige Minuten vor dem offiziellen Beginn des Protests auf Twitter. Die Behörden teilten mit, Nawalny würden Verstöße gegen die Regeln zur Organisation von Kundgebungen sowie Ungehorsam gegenüber der Polizei vorgeworfen. Ihm drohen der Agentur Tass zufolge bis zu 30 Tage Arrest.

„Russland ohne Putin“ und „Putin ist ein Dieb“ skandierten die Demonstranten in Moskau. Wie viele Menschen Nawalnys Aufruf gefolgt waren, war zunächst unklar. Die Organisatoren in Moskau erwarteten bis zu 50 000 Teilnehmer.

Zugleich teilte das Innenministerium mit, rund 2,5 Millionen Menschen hätten friedlich am Nationalfeiertag teilgenommen. Die Zustimmung zu Putin ist landesweit Umfragen zufolge bei mehr als 80 Prozent.

Viele Demonstranten würden sich unangemessen verhalten, sagte Wladimir Tschernikow von der Stadtverwaltung der Agentur Interfax. Später teilte er mit, die Lage sei unter Kontrolle. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, Provokationen müssten verhindert werden.

Um die Kundgebung gab es ein langes Tauziehen zwischen Behörden und Organisatoren. Ursprünglich hatte Nawalny eine Genehmigung für einen anderen Ort im Zentrum bekommen. Am Vorabend hatte er zu Protesten auf der zentralen Twerskaja Straße in Kremlnähe aufgerufen.

Auslöser war nach eigener Darstellung, dass er keine Firma gefunden habe, die eine Bühne und Lautsprecher für seine Kundgebung aufbaue. Er warf den Behörden vor, Druck auf die Anbieter zu machen. „Wir sind bereit zu Kompromissen, aber wir lassen uns nicht demütigen“, sagte er.