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Forum Wolfgang Bosbach in Magdeburg

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach unterhält bei Polit-Talk in der Magdeburger Feuerwache.

Von Steffen Honig 31.05.2017, 01:01

Magdeburg l Der Träger des diesjährigen Kitzinger „Schlappmaulordens“ als abendlicher Gast im Magdeburger Kuturzentrum Feuerwache – das riecht nach einem verfrühten Start in die Karnevalssaison. So ist es nicht, aber Ordensträger Wolfgang Bosbach wäre jederzeit in der Lage, aus dem Stand eine Büttenrede zu halten. Bosbach ist bekennender Karnevalist – was dem CDU-Politiker im heimatlichen Bergischen Land einen Bonus beim auf närrisches Treiben versessenen Wahlvolk verschafft.

Zitat des knapp 65-Jährigen: „Ich reife der untergehenden Sonne entgegegen.“ Im Zwiegespräch versucht der einladende Magdeburger CDU-Bundestagsabgeordnete Tino Sorge, dem Menschen Bosbach hinter dem Parlamentarier Konturen zu geben. Was nicht bei allen im mehr als 150 Gäste zählenden Publikum so ankommt.

Eine Besucherin, nach eigenem Bekunden politisch interssiert, aber nicht parteigebunden, erklärt, dass sie über Bosbach im Internet recherchiert habe. Mit dem Ergebnis, dass der Politiker bei seinen Funktionen und Verpflichtungen gar kein Leben eines Normalbürgers führen könne.

An dieser Stelle entgleiten der rheinischen Frohnatur kurz die Gesichtszüge. „Was wissen Sie denn, wie ich lebe?“, raunzt Bosbach. Er gehe einkaufen oder fahre tanken wie jeder andere auch. Nur arbeite er eben in einer öffentlichen Funktion mit großer Verantwortung.

Gleichzeitig fordert er die Dame mit einem Stadionvergleich zum politischen Mittun, beispielsweise als Mitglied einer Partei, auf: „Runter von der Tribüne, rauf auf den Platz!“ Denn von den 80 Millionen Deutschen seien nur 2,8 Millionen in einer Partei aktiv, Tendenz sinkend, bedauert Bosbach.

Ihn führte die Parteikarriere bis in den Bundestag, dem er nach 23 Jahren Mitgliedschaft im Herbst Valet sagt. Bosbachs Thema ist die Innenpolitik, wobei er besonder die Innere Sicherheit intensiv und streitbar beackert. „Jeder Angriff auf die Polizei ist ein Angriff auf den Staat, genauso wie auf Lehrer“, postuliert er eine seiner Kernthesen.

Die Niederlage der SPD bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ist nach seiner Meinung der verfehlten Sicherheitspolitik der Landesregierung zuzuschreiben. Bei einer Debatte um No-go-Areas in NRW habe die Regierung verniedlichend von 25 „gefährlichen Orten“ gesprochen: „Das erschüttert das Vertrauen der Menschen in den Staat.“

Zur Sicherheit gehört heute unbedingt der Schutz vor Terrorgefahr. Der CDU-Mann berichtet, dass es in Deutschland allein 26 Gefährder vom Schlage des Berliner Attentäters Anis Amri gebe.

Jeder einzelne binde 25 bis 30 Sicherheitskräfte. Ein Zwischenrufer will wissen, warum diese Leute nicht ausgewiesen würden.

Der Jurist Bosbach verweist darauf, dass ein Einschreiten nur möglich sei, wenn eine Straftat vorliege. Bosbach bekräftigt seine skeptische Haltung zur Flüchtlingspolitik („Das hat mir nicht nur Freunde eingebracht“). Die Einreise der Budapest-Flüchtlinge sei richtig gewesen, danach hätte wieder Kontrolle einziehen müssen. Nicht um die Zahl der Migranten gehe es, sondern das 70 Prozent keine Papiere gehabt hätten.

Eine Debatte um die Leitkultur brauche Deutschland nicht – diese müsse selbstverständlich sein. „Wenn 80 Millionen Menschen unabhängig von Hautfarbe und Religion auf kleinem Raum zusammenleben wollen, geht das nur mit der Rechts- und Werteordung der Bundesrepublik Deutschland.“

Das Statement wird, wie manch anderes, mit Applaus quittiert. „Integration ist eine Bringepflicht“, schiebt der Politiker hinterher, „für die Scharia ist Deutschland das falsche Land“. „Richtig“ und „Jawohl“ schallt es aus dem Saal.

Gastgeber Sorge möchte vom Parteikollegen auch noch wissen, ob dieser irgendwann im Leben einen „Lustkauf“ getätigt habe. Ja, grinst Bosbach, „mein erstes Auto vom selbstverdienten Geld“. Es war ein knallgelber Opel Manta.