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Nahost-Konflikt Katar am Golf völlig isoliert

Das Verhältnis zwischen Katar und seinen Nachbarn ist seit langem angespannt. Nun kam es zum Bruch in dieser sensiblen Region.

06.06.2017, 23:01

Washington/Riad (dpa) l Nach dem Bruch Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten mit Katar will sich die US-Regierung um Entspannung in der seit Jahren schwersten diplomatischen Krise in der Region bemühen. Präsident Donald Trump werde mit allen Beteiligten sprechen, um die Situation zu beruhigen, sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses in Washington. Auch Kuwaits Emir Sabah al-Ahmed al-Dschabir al-Sabah bemühte sich um Vermittlung in dem Streit. Er telefonierte am Montagabend mit seinem katarischen Kollegen Tamim bin Hamad Al- Thani und forderte diesen nach Angaben der Agentur Kuna auf, den Bemühungen um Entspannung „zwischen Brüdern“ eine Chance zu geben.

Katars Außenminister Mohammed Bin Abdulrahman Al-Thani sagte im Gespräch mit dem Sender Al-Dschasira, er könne sich die Eskalation nicht erklären. „Wir wissen nicht, ob echte Gründe hinter dieser Krise stecken oder versteckte Gründe, die wir nicht kennen“, sagte er. Das Vorgehen der Nachbarn stelle die Zukunft des Golf-Kooperationsrates in Frage.

Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten und Jemen hatten zuvor alle Kontakte mit Katar abgebrochen. Sie werfen dem kleinen Staat am Persischen Golf unter anderem vor, Terrororganisationen zu unterstützen. Drei von ihnen stoppten den Luftverkehr mit Katar. Mehrere Fluglinien wie Etihad oder Emirates wollten ab Dienstag ihre Verbindungen in das Land einstellen. Katar ist nunmehr weitgehend isoliert. Das Außenministerium des Staates sprach von ungerechtfertigten Vorwürfen und Maßnahmen, die auf falschen Behauptungen basierten. Die Europäische Union und der Iran zeigten sich besorgt über die Entwicklungen.

Das Verhältnis Katars zu anderen Staaten der Region ist seit langem angespannt. Bereits vor rund drei Jahren hatten Saudi-Arabien, Bahrain und die Emirate ihre Botschafter für einige Monate aus Katar abgezogen. Sie stießen sich vor allem an der Unterstützung Katars für die ägyptischen Muslimbrüder.

Die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA hatte am Montag unter Berufung auf Regierungskreise in Riad gemeldet, Katar wolle Saudi-Arabien spalten. Es unterstütze zudem zahlreiche Terrororganisationen, um die Region zu destabilisieren. Dazu zählten neben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und den Muslimbrüdern auch Gruppen, die vom schiitischen Iran gefördert würden. In Katar unterhielt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas ihr Hauptquartier, bis ihre Anführer zur Ausreise aufgefordert wurden.

Ende Mai löste ein Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur von Katar unter den Golfstaaten neue Verwicklungen aus. In dem Artikel hieß es, Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani habe die Nachbarländer kritisiert und den schiitischen Iran als Staat gelobt, der zu Stabilität in der Region beitrage. Das katarische Außenministerium teilte danach mit, Hacker hätten einen gefälschten Bericht verbreitet. Trotzdem hielten die Spannungen an.

Der schiitische Iran ist ein Erzrivale Saudi-Arabiens und der anderen von Sunniten regierten Golfstaaten. Katars Nachbarländer Saudi-Arabien, Bahrain und die VAE schlossen am Montag die Grenzen.