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Studie Wenn überhaupt, dann Merkel

Eine Studie zeigt, dass Jugendliche nur wenig Interesse an Politik und ihren Vertretern haben. Größte Sympatien genießt Kanzlerin Merkel.

Von Teresa Dapp, dpa 18.07.2017, 23:01

Berlin l Keine zehn Wochen mehr bis zur Bundestagswahl. Die größte Macht am 24. September haben die Senioren: Von 61,5 Millionen wahlberechtigten Deutschen stellen die Über-70-Jährigen mit 12,7 Millionen die größte Gruppe. Aber die Wahl beschäftigt auch diejenigen, die noch keine Kreuzchen machen dürfen. Die Zeitschrift „Bravo“ hat Jugendliche von 14 bis 17 Jahren befragen lassen, was sie von Politik und von Politikern halten – mit einigen überraschenden Ergebnissen. Sieben Erkenntnisse aus der YouGov-Jugendstudie.

1. Politik ist nicht egal.

Vier von fünf Jugendlichen finden es wichtig, wählen zu gehen, damit die eigenen Interessen vertreten werden. Immerhin ein Drittel (31 Prozent) interessiert sich ziemlich oder sehr stark für Politik, ein weiteres Drittel weniger stark oder gar nicht – etwa wie bei den Erwachsenen, sagt YouGov-Sprecher Holger Geißler. Das dritte Drittel stuft sein politisches Interesse als „mittelmäßig“ ein.

2. Die Schule ist für Informationen wichtiger als das Netz.

Drei von vier Jugendlichen kommen in der Schule mit politischen Fragen in Kontakt. 51 Prozent informieren sich dort häufig oder sehr häufig über Politik. Fast ebenso viele (48 Prozent) holen sich Infos im Fernsehen. An dritter Stelle stehen Gespräche mit Familien, Bekannten und Freunden (43 Prozent). Erst dann folgen Nachrichten-Apps und soziale Netzwerke mit 36 beziehungsweise 32 Prozent. Unter denen spielen YouTube und Instagram die größte Rolle. Gedruckte Zeitungen und Zeitschriften sind nur für 24 beziehungsweise 14 Prozent wichtige Informationsquellen.

3. Angela Merkel kommt am besten an.

Mehr als jeder dritte Jugendliche (35 Prozent) würde sich für Angela Merkel entscheiden, wenn der Kanzler oder die Kanzlerin direkt gewählt würde. Sie halten die Bundeskanzlerin, mit der sie aufgewachsen sind, einerseits zwar für traditionell, langweilig und „weit weg“, andererseits aber für kompetent, diszipliniert und sympathisch. 28 Prozent sagen, Merkel spreche sie unter den Spitzenpolitikern am meisten an – auf Platz zwei liegt schon recht abgeschlagen mit sechs Prozent Gregor Gysi von den Linken. Das Mütterliche oder – aus Sicht der Jungen – auch Großmütterliche stehe für Geborgenheit, sagt YouGov-Sprecher Geißler, das komme bei Jugendlichen wie Erwachsenen an.

4. Martin Schulz kennen viele nicht.

Fast die Hälfte der 14- bis 17-Jährigen traut sich nicht zu, eine Einschätzung zu Martin Schulz abzugeben, ein Drittel kennt ihn gar nicht. Tendenziell halten die Jugendlichen ihn für moderner und weniger „weit weg“ als Merkel, aber auch für weniger sympathisch und kompetent. Nur jeder Zehnte würde Schulz wählen, wenn Kanzler oder Kanzlerin direkt bestimmt würde, nur fünf Prozent nennen Schulz auf die Frage, welcher Spitzenpolitiker sie am meisten anspreche.

Zum Vergleich: Im Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen liegt Schulz bei der K-Frage mit 30 Prozent auch bei den Erwachsenen weit hinter Merkel mit 59 Prozent.

5. Sicherheit und Schule sind die Top-Themen.

Kein Thema beschäftigt die Jugendlichen so sehr wie die innere Sicherheit – 91 Prozent finden sie „eher wichtig“ oder „wichtig“. Schule und Ausbildung liegen mit 87 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Zuwanderung und Flüchtlinge (83 Prozent) sowie Umwelt- und Naturschutz (82 Prozent). Es habe ihn überrascht, dass es da so wenig Unterschiede zu den Erwachsenen gebe, sagt Geißler von YouGov. Den letzten Platz belegen mit 61 Prozent Steuern und Finanzen.

6. Ein Viertel fühlt sich von keiner Partei vertreten.

Einer von vier Jugendlichen glaubt, dass keine Partei seine oder ihre Interessen vertritt. 18 Prozent fühlen sich von der Union, zwölf Prozent von der SPD am besten vertreten. Die Grünen liegen mit elf Prozent auf Platz drei, dahinter kommen Linke (sechs), FDP (fünf) und AfD (drei). 39 Prozent finden richtig, was ihre Eltern wählen, 15 Prozent würden anders wählen als ihre Eltern.

7. Sie mögen Demokratie – aber verstehen das System nicht.

Mit der Demokratie sind die meisten Jugendlichen (71 Prozent) zufrieden, nur vier Prozent halten eine andere Staatsform für besser. Allerdings geben nur 46 Prozent von ihnen an, die Regeln des politischen Systems in Deutschland zu verstehen. Von der Arbeit der Bundesregierung hat nur knapp jeder Vierte (24 Prozent) eine klare Vorstellung. Tendenziell gilt: Wer versteht, wie Politik funktioniert, ist zufriedener mit der Demokratie.