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Syrien-Krieg Welt schaut ohnmächtig auf Aleppo

Seit Tagen erlebt Aleppo die schwersten Bombenangriffe seit Beginn des Bürgerkriegs. Aktivisten beschreiben die Lage als katastrophal.

26.09.2016, 23:01

Aleppo (dpa/epd) l Der gegenwärtig verheerendste Konflikt der Welt erlebt seit Donnerstag eine Eskalation bislang ungekannten Ausmaßes. Der belagerte Ostteil von Aleppo erzittert unter den gnadenlosen und nicht aufhörenden Explosionen der Bomben des syrischen Regimes. Gebäude stürzen ein wie Kartenhäuser und begraben unzählige Bewohner unter sich. Immer öfter fällt das Wort „Kriegsverbrechen“.

Noch vor wenigen Tagen, vor dem Zusammenbruch der kurzen Waffenruhe, hatten Kinder auf den Straßen der Stadt gespielt. Seit Donnerstag hört das Tösen der Kampfjets am Himmel Nordsyriens nicht mehr auf. Das Regime und seine Verbündeten – vor allem Russland und der Iran – schießen den Osten Aleppos sturmreif. Hunderte Unschuldige wurden getötet.

Viele Straßen werden nur noch von ausgebrannten Häusern gesäumt. Nachdem eine Verteilstation getroffen wurde, sind Unicef zufolge zwei Millionen Menschen in der Stadt ohne fließendes Wasser.

Der Gewaltherrscher Baschar al-Assad und seine Alliierten setzen dabei Berichten zufolge schwerste Waffen ein. Die neuen Raketen würden auch die Wände von Bunkern durchbrechen, in denen Bewohner Zuflucht suchten, sagt der Aktivist Baha al-Halabi. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon spricht von „Barbarei“.

Auch international geächtete Fassbomben, Streumunition und Brandbomben würden über den Rebellenteilen der Stadt abgeworfen. „Zivilisten überall in der Stadt müssen sich fragen, wo auf Erden sie in dieser gequälten Stadt noch sicher sein können“, sagte UN-Vermittler Staffan de Mistura.

Mehr als 250.000 Menschen harren im Osten Aleppos aus, unter ihnen 100.000 Kinder. Die syrische Armee und ihre Verbündeten haben das Gebiet abgeriegelt. Nichts und niemand kann hinein oder heraus. Bäckereien würden aus Mangel an Zutaten nur alle drei Tage öffnen, erzählt Kameramann Mahmut Raslan. „Aber die Menschen haben Angst, Brot zu kaufen, weil sie die Bombardierung von Bäckereien befürchten.“ Sie würden ihre Wohnungen nicht mehr verlassen.

Arzneien und medizinische Ausrüstung sind nach wochenlanger Belagerung Mangelware. „Menschen sterben in großer Zahl, uns fehlt es an allem Möglichen, um mit so schweren Wunden und den vielen Verletzten fertig zu werden“, sagt ein Krankenpfleger. Das Personal arbeite rund um die Uhr, doch die meisten Patienten bräuchten aufwendige Operationen, für die es in Aleppo keine Ärzte mehr gebe. Und weiter: „Menschen schauen ihren Geliebten zu, wie sie langsam vor ihren Augen sterben. Und wir können nichts machen.“