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Terror Attentäter planten weiteren Paris-Anschlag

Nach der Festnahme von Terrorverdächtigen in Brüssel kommen weitere Details ans Licht.

10.04.2016, 08:58

Brüssel (dpa) l Die islamistischen Attentäter von Brüssel haben nach Erkenntnissen der belgischen Ermittler zunächst einen weiteren Anschlag in Paris geplant. Angesichts des immensen Fahndungsdrucks sei den Extremisten aber die Zeit davon gelaufen, so dass sie sich für Brüssel als Anschlagsziel entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Bei den Anschläge auf den Brüsseler Flughafen und in einem U-Bahn-Wagen hatten die Terroristen am 22. März 32 Menschen getötet. Bei der Terrorserie von Paris töteten mehrere Terrorkommandos am 13. November 130 Menschen.

Gegen den am Freitag festgenommenen Mohamed Abrini wurde der Mitteilung zufolge von einem Untersuchungsrichter formell Haftbefehl erlassen. Dem 31-jährigen Belgier werden terroristische Morde, versuchte terroristische Morde und Teilnahme an Aktivitäten einer Terrorgruppe vorgeworfen. Abrini war als der auf Videoaufnahmen vom Flughafen zu erkennende "Mann mit Hut" identifiziert worden.

Kurz vor den Pariser Anschlägen war Abrini mit dem mutmaßlichen Terroristen Salah Abdeslam in einem Renault Clio unterwegs – dem Auto, das die Attentäter am Abend des 13. November benutzten. Monatelang wurde er fieberhaft von der Polizei gesucht, als "gefährlich und wahrscheinlich bewaffnet". Nun ist er gefasst, und es ist klar: Auch an den Anschlägen in Brüssel war er beteiligt. Er räumte ein, dass er der mysteriöse "Mann mit dem Hut" ist, der mit zwei Selbstmordattentätern am Brüsseler Flughafen gesehen wurde und dort nach früheren Angaben des belgischen Innenministers auch eine Bombe platzierte, die nicht explodierte.

Abrini hat nach Berichten belgischer Medien marokkanische Wurzeln, die Eltern kamen nach Angaben einer Schwester 1967 nach Belgien. Die Familie wohnt im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, ganz in der Nähe der Abdeslam-Brüder – Salah ist inzwischen gefasst, Brahim sprengte sich in Paris in die Luft. Abrinis Verwandte nannten es im November unvorstellbar, dass er mit den Pariser Anschlägen zu tun haben könnte: "Das passt nicht dazu, wie Mohamed im echten Leben ist", sagte eine Schwester damals der Zeitung "Le Parisien". Die Familie versicherte, Abrini sei am Abend des 13. November in Brüssel gewesen – er habe mit seiner Verlobten einen Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieben.

Was die Ermittler bislang bekanntgegeben haben, legt zumindest eine logistische Unterstützung der Pariser Mordserie mit 130 Toten nahe. Am 11. Novembers wurde er an einer Tankstelle an der Autobahn nach Paris am Steuer des Renault Clio gefilmt, an seiner Seite: Salah Abdeslam. Mit diesem mietete er auch eine Unterkunft im Pariser Vorort Alfortville, die Terroristen vor den Anschlägen nutzten.

Nach unbestätigten Informationen des belgischen Senders RTBF soll Abrini zudem am 12. November an einer belgischen Tankstelle gefilmt worden sein – in einem der Autos des Konvois, der die Attentäter nach Paris brachte. Und in Brüssel fand sich Abrinis DNA in zwei Verstecken des Terrornetzwerks im Stadtteil Schaerbeek. Nach französischen und belgischen Medienberichten steht er im Verdacht, nach Syrien gereist zu sein. Ein jüngerer Bruder starb dort in den Reihen der Terrormiliz Islamischer Staat.