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Unruhe im Iran Schießereien in Teheran

Im Iran sind mit Maschinengewehren bewaffnete Männer ins Parlament und das Chomeini Mausoleum eingedrungen.

07.06.2017, 08:23

Teheran (dpa) l Die iranische Hauptstadt Teheran ist von zwei Terroranschlägen erschüttert worden. Bislang gibt es laut Medienberichten acht Tote und mehr als 35 Verletzte. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Angriffe von Mittwoch für sich, wie die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amak meldete. Demnach haben IS-Kämpfer das Mausoleum des verstorbenen Revolutionsführers Ruhollah Chomeni sowie das Parlament im Herzen Teherans gestürmt. 

In einer weiteren Nachricht teilte Amak mit, dass sich im Mausoleum zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hätten. Der iranische Geheimdienst sprach von Terroranschlägen, ohne jedoch direkt den IS zu erwähnen. Im Mausoleum war demnach mindestens ein Selbstmordattentäter am Werk, der sich in die Luft sprengte. Ein anderer Angreifer sei erschossen worden. Laut Nachrichtenagentur ILNA handelte es sich dabei um eine Frau. Ein dritter Attentäter wurde demnach verhaftet. Laut unbestätigten Medienberichten drangen drei bis vier Bewaffnete ins Parlament ein und versuchten, in den Plenarsaal zu kommen. Dies gelang ihnen allerdings nicht.

"Das war wieder ein feiger Angriff und ein nutzloser Versuch, uns einzuschüchtern", sagte Parlamentspräsident Ali Laridschani. Der Iran werde Terroristen weiterhin konsequent bekämpfen und alle ihre Terrorzellen im Iran zerstören. Für die sunnitische IS-Terrormiliz ist der schiitische Iran ein Erzfeind. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz. Teheran ist ein treuer Unterstützer von Syriens Präsident Baschar al-Assad.

Die Lage in Teheran war zunächst noch sehr unklar. Einige Medien berichteten, dass die Situation im Parlament unter Kontrolle sei und alle Parlamentarier in Sicherheit seien. Andere schrieben, die Angreifer seien noch im Parlamentsgebäude und hätten sogar Geiseln genommen. Spezialeinheiten sollen an beiden Anschlagsorten im Einsatz sein. Der Iran hatte bislang stets betont, das sicherste Land im Nahen Osten zu sein.

Amak veröffentlichte am Mittwoch ein kurzes Video im Internet. Nach einer eingeblendeten Schrift, wonach Amak ein Video von einem der Angreifer aus dem Parlament erhalten habe, ist ein Büroraum zu sehen, auf dessen Boden ein offensichtlich Erschossener liegt. Ein Mann – anscheinend einer der Angreifer – schreit "Glaubt ihr, wir werden gehen?". Ein anderer ruft "Wir werden bleiben bis zum jüngsten Gericht!" Es sind mehrere Schüsse zu hören. Danach ist das etwas mehr als 20-sekündige Video zu Ende. Sein Zweck soll wohl eine Art Beweis sein, dass der IS hinter der Tat steckt.

Die Situation in der Region ist ohnehin spannungsgeladen: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und der Jemen brachen am Montag alle diplomatischen Kontakte zu Katar ab. Mauretanien zog am Dienstag nach, auch Jordanien fuhr seine diplomatischen Beziehungen zurück. Katars Nachbarländer schlossen zudem die Grenzen. Die arabischen Staaten beschuldigen Katar, Terrororganisationen wie den IS zu unterstützen. Gleichzeitig stoßen sie sich an den angeblich guten Beziehungen Katars zum schiitischen Iran. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien sieht in Teheran einen Erzrivalen in der Region.

Kurdische Kämpfer haben zudem mit dem lang erwarteten Sturm auf die wichtigste verbliebene IS-Hochburg Al-Rakka in Nordsyrien begonnen. Die von einer US-Koalition unterstützen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) begannen am Dienstag eigenen Angaben zufolge "den großen Kampf zur Befreiung" der inoffiziellen Hauptstadt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Auch in der nordirakischen Metropole Mossul steht die IS-Terrormiliz massiv unter Druck: Die Islamisten haben sich in der dicht besiedelten Altstadt verschanzt, in der auch bis zu 400.000 Zivilisten gefangen sind. Die Millionenstadt Mossul ist die letzte verbliebene IS-Hochburg im Irak.