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US-Präsidentenwahl Wird Bill Clinton bald der First Gentleman?

Sollte Hillary Clinton als erste Frau das Amt des US-Präsidenten übernehmen, zieht ihr Mann und ehemalige Präsident mit ins Weiße Haus.

27.07.2016, 23:01

Washington (dpa) l Es ist jetzt schon etwas kompliziert. Amerika hat mehr als einen Präsidenten. Nicht nur der Noch-Amtsinhaber Barack Obama wird mit Mr. President angesprochen, sondern auch alle noch lebenden einstigen Bewohner des Weißen Hauses: Jimmy Carter, die beiden Bushes George und George W. und Bill Clinton. Und nun wird es vielleicht noch komplizierter.

Gewinnt die Demokratin Hillary Clinton im November den Zweikampf mit dem Republikaner Donald Trump, hätten die USA nicht nur erstmals eine Frau im Oval Office. Sie hätten auch eine Madame President und einen Mr. President auf einen Schlag.

Infografik: US-Wahl wird von
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Historiker und Gelehrte machen sich schon längst Gedanken darüber, wie man denn Bills Position im Weißen Haus korrekt bezeichnen könnte. Amerikaner lieben Titel, und schließlich würde ja auch der bald 70-jährige Bill im Fall eines Wahlsieges seiner Frau (68) eine Glasdecke durchbrechen. Er würde der Erste – ja was? First Husband, Erster Ehemann? Wahrscheinlicher, so meinen Medien, ist wohl First Gentleman, das würde eher dem Titel der First Lady entsprechen und auch gut zu einer Madame President passen.

Aber da gibt es einen Haken, wie einige Medien bereits anmerkten: Der Titel First Gentleman würde Late-Night-Satiriker geradezu zum Blödeln einladen. Schließlich, so heißt es, sei Bills Verhalten in der Lewinsky-Affäre nun gar nicht gentlemanlike gewesen.

Aber auch wenn man Vergangenes vergangen sein lässt, gibt es noch ein weiteres Titelproblem. Der Präsident wird im Fachjargon Potus (kurz für President of the United States) genannt, die bessere Hälfte Flotus (First Lady of the United States). Das ginge für Bill nun überhaupt nicht. Aber was ist die Alternative? Fgotus für den Gentleman, Fhotus für den Husband?

Aber welche Rolle würde Bill dann als Was-auch-immer im Weißen Haus spielen? Zumindest eine grobe Vorstellung hat die potenzielle Präsidentin schon. Sie möchte, dass ihr Mann sie in Sachen Wirtschaft berät. Dass er darin gut sei, habe er während seiner Präsidentschaft bewiesen.

„Ich möchte, dass er bei der Wirtschaft hilft. Ich möchte, dass er uns hilft, mehr gute Jobs mit mehr Einkommen zu bekommen“, sagte Hillary dem „People“-Magazin. „Ich werde ihn nach seinen Ideen, seinem Rat fragen, und ich werde ihn als einen Goodwill-Botschafter nutzen, der durch das Land reist und die besten Ideen ausfindig macht, die wir haben.“

Glaubt man dem konservativen Buchautor Daniel Halper (Clinton Inc: The Audacious Rebuilding of a Political Machine), wäre das Reisen vielleicht ein Job nach Bill Clintons Geschmack. Halper zitiert in seiner unschmeichelhaften Biografie über die Clinton-Familie Quellen, nach denen es Bill bei der Vorstellung grause, 2017 ins Weiße Haus zurückzukehren und dort „gefangen“ zu sein, an der Leine seiner Frau.

Eines lässt sich gewiss sagen. Bill Clinton gilt nicht unbedingt als ein Typ, der ständig nur die zweite Geige spielen will oder seiner berufstätigen Frau einen Lunch einpackt – eine Aufgabe, über die er 2000 einmal selber ulkte. Man kann sich ihn auch schlecht als jemanden vorstellen, der einen Gemüsegarten anlegt, mit Kindern Hampelmänner macht wie die sport- und gesundheitsbewusste Michelle Obama oder Schulen besucht wie die stille Laura Bush, um zum Lesenlernen anzuspornen.

Aber er hat ja ein Vorbild, wie man auch als Ehepartner im Weißen Haus mitmischen kann: seine eigene Frau. Viele glauben, dass Hillary Clinton die stärkste First Lady seit Eleanor Roosevelt war.