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Verhandlung Dschihadist gesteht Zerstörung

2012 zerstörten Islamisten Kulturstätten in Timbuktu. Am Montag begann vor dem Strafgerichtshof der Prozess gegen einen der Anführer.

22.08.2016, 23:01

Den Haag (dpa/AFP/epd) l Im historischen Prozess um die Zerstörung des Unesco-Weltkulturerbes in Mali hat der Angeklagte ein umfassendes Schuldbekenntnis abgelegt. Die Ankläger am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag fordern bis zu elf Jahre Haft für den Islamisten aus Mali, dem die Verwüstung von Weltkulturerbe zur Last gelegt wird. Chefanklägerin Fatou Bensouda betonte bei der Prozesseröffnung am Montag, bei der Zerstörung von Kulturgütern handle es sich um ein schweres Kriegsverbrechen, das eine entsprechende Bestrafung erfordere.

Ahmad al-Faqi al-Mahdi wurde für Angriffe auf zehn historische Gebäude in der Wüstenstadt Timbuktu angeklagt. Er bekannte sich am Montag schuldig. Er sei für die Vernichtung der jahrhundertealten religiösen Bauwerke in Timbuktu verantwortlich, sagte der mutmaßliche Dschihadist Ahmad Al Faqi al Mahdi „Ich bereue meine Tat zutiefst und bitte um Vergebung“, sagte der etwa 40 Jahre alte Mann aus Mali. Es ist das erste Mal, dass ein Angeklagter vor dem Weltstrafgericht seine Schuld zugibt.

Im Sommer 2012 hatte die Dschihadisten-Miliz Ansar Dine, die mit Al-Kaida verbündet ist, die Wüstenstadt Timbuktu im westafrikanischen Mali überrannt und mittelalterliche Heiligengräber und eine Moschee zerstört. Weltweit war das Entsetzen groß.

Der auch als Abu Tourab bekannte Angeklagte war Leiter der Moralpolizei der Dschihadisten und hatte der Anklage zufolge die Zerstörung angeordnet. Auf Videos zeigte die Anklage im Gerichtssaal, dass Al Mahdi selbst mit der Axt auf die alten Mauern aus Lehm und Steinen eingeschlagen hatte. Damals hatte der Scharia-Experte die Tat als „Verteidigung des wahren Islam“ gegen falsche Heiligenverehrung gerechtfertigt.

Vor den internationalen Richtern sagte der Mann, dass er im Gefängnis „für sein Verbrechen büßen“ wolle. Die Zerstörung von Kulturgütern ist nach internationalem Recht ein Kriegsverbrechen. Es geht nicht nur um Steine, betonte Chefanklägerin Fatou Bensouda. „Dies ist die Zerstörung der Wurzeln eines gesamten Volkes.“ Für das Weltstrafgericht ist der Prozess historisch. Es ist der erste Prozess zu Kriegsverbrechen in Mali, und erstmals ist auch ein mutmaßlicher Dschihadist angeklagt. Wann ein Urteil erfolgt, ist bislang nicht bekannt.

Menschenrechtsorganisationen begrüßten den Prozess, kritisierten jedoch, dass Al Mahdi nicht auch für andere Verbrechen wie Mord und Vergewaltigung angeklagt worden sei. Das Gericht in Den Haag verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Seit der Eröffnung des Gerichts 2002 wurden vier Urteile gesprochen.