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Wahl Berlin Drei Gewinner, drei Verlierer

Bei der Abgeordnetenhaus-Wahl in Berlin sind vor allem die kleinen Parteien als Sieger hervorgegangen.

19.09.2016, 04:47

Berlin (dpa)l Klatsche für die Großen, Siege für die Kleineren: Bei der Berlin-Wahl können sich drei Parteien als Gewinner fühlen. Der offizielle Wahl-Sieger gehört eher in die andere Kategorie.

LINKE Die Linke hat als einzige der im Bundestag vertretenen Parteien Stimmanteile gewonnen. Im Osten Berlins ist sie stärkste Kraft. Außerdem hat sie gute Chancen, in die neue Regierung einzuziehen. An die AfD verlor die Linke nicht so viele Stimmen wie befürchtet. "Ich hätte das so nicht für möglich gehalten", sagt Spitzenkandidat Klaus Lederer – um sogleich Ansprüche zu formulieren: Wenn die SPD eine linke Koalition anstrebe, müsse sie sich ändern.

AfD Auf der AfD-Wahlparty räumten einige zwar ein, sie hätten sich mehr versprochen. Doch mit rund 14 Prozent schneidet die AfD für die sonst so linke Hauptstadt definitiv stark ab. Wer das in Berlin könne, könne es auch im Bund, hört man. Dazu gewinnen die Rechtspopulisten mindestens drei Direktmandate. Hinzu kommen voraussichtlich mehrere Stadtrats-Posten, also Verwaltungsmacht in den Bezirken.

FDP Nach der Schlappe 2011 zieht die FDP wieder ins Abgeordnetenhaus ein. Das hat sie wohl maßgeblich dem Auftreten der CDU in der Regierung und der Kampagne zur Offenhaltung des Flughafens Tegel zu verdanken.

CDU Die Christdemokraten gehören zu den größten Verlieren der Wahlnacht. Aus der Regierung geflogen. Schlechtestes Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte. Unter 18 Prozent. Sie fühlten sich "leer", sagen Anhänger auf der Wahlparty. Personelle Konsequenzen schließt der Spitzenkandidat und Landesvorsitzende Frank Henkel zunächst trotzdem aus. Am Montag wird er sich mit der Parteispitze darüber unterhalten müssen.

SPD Eigentlich hat die SPD die Wahl zwar gewonnen und stellt wohl auch weiter den Regierungschef. Doch Michael Müller fuhr das schlechteste Berlin-Ergebnis seiner Partei seit dem Zweiten Weltkrieg ein. Noch nie in Deutschland gewann eine Partei eine Landtagswahl mit so miesen Zahlen. Den Sieg verdanken die Sozialdemokraten einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen ausgerechnet ihrem schwachen Koalitionspartner CDU – und dem doch recht beliebten Müller.

PIRATEN Sie hatten sich schon zuvor keine großen Hoffnungen gemacht: Dass die bundesweit erste Piratenfraktion aus dem Parlament fliegen würde, war seit Monaten abzusehen. Führende Köpfe, darunter Fraktionschef Martin Delius, haben schon lange das Weite gesucht – einige zur Linken, andere zur SPD.

GRÜNE In welche Kategorie die Grünen gehören, ist noch nicht recht klar. Sie haben einerseits gute Chancen, mit SPD und Linken zusammen ins Rote Rathaus einzuziehen. Doch verglichen mit 2011 haben sie auch deutlich verloren. Umfragen sahen sie vor der Wahl auf Rang drei und nah an der CDU. Es gab Hoffnung, sogar auf Platz zwei zu landen. In der Wahlnacht jedoch ziehen die bis dato schwächeren Linken vorbei.