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Wahlkampf Schulz und die „Durststrecke“

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz macht sich und seinen bayerischen Genossen nach den Wahlpleiten Mut.

21.05.2017, 23:01

Schweinfurth (dpa) l Schlappe 49,90 Euro kostet Martin Schulz. Die bayerischen Genossen müssen auf dem SPD-Landesparteitag in Schweinfurt am Wochenende zwar keinen Eintritt zahlen, wenn sie Schulz hören und sehen wollen. Wer ihn als Pappfigur aber mit nach Hause nehmen will, muss das Portemonnaie zücken. Und trotz der jüngsten Wahlpleiten und sinkenden Umfrageergebnisse ist Schulz gefragt.

Am Sonntag können die rund 300 Genossen ihren Kandidaten endlich auch persönlich erleben. Minutenlang applaudieren sie ihm, vergessen scheinen die Wahl-Pleiten. Vergessen der abrupte Halt des sogenannten Schulz-Zuges. „Jetzt haben wir eine Durststrecke, jetzt haben wir harte Tage hinter uns“, sagt Schulz zu seinen Parteifreunden.

Doch die aktuelle Lage sei kein Grund, zu verzweifeln, denn letztlich stehe die SPD noch besser da als im Januar vor seiner Nominierung. „Jetzt liegen wir bei 26 oder 27 Prozent.“ Das reiche noch nicht, um Kanzlerin Angela Merkel abzulösen. Dennoch wolle die SPD stärkste Partei werden.

Bei den Genossen kommen die Worte gut an. Viele in der Partei fordern aber konkretere Aussagen. Das weiß auch Schulz: „Bayern ist ein schönes, ein dynamisches Land, auf das die Menschen stolz sein können“, sagt er.

Nicht stolz könne man aber darauf sein, dass es in ganz Deutschland trotz der milliardenschweren Haushaltsüberschüsse noch immer zu wenig Kita-Plätze gebe. „Was ich will, ist ein großer Wurf, ein nationaler Bildungspakt für Investitionen in Bildung, Forschung und den ländlichen Raum und keine hohlen Steuerversprechen, die eh kein Mensch mehr braucht“, sagt Schulz. „Das ist das Programm der SPD für diesen Wahlkampf.“

Die Politik könne entweder wie CDU und FDP „schon wieder Milliarden Steuergeschenke versprechen“, an die keiner mehr glaube, oder es gehe darum, die Solidargemeinschaft in ganz Europa zu schützen. Und dies sei der Weg der SPD.

Alle Menschen verdienten eine Entlastung, Alleinerziehende wie kinderreiche Familien, kleine Unternehmen, Arbeiter, Angestellte. Doch dann kommt es: „Aber manchmal, und da sind wir Sozialdemokraten auch stark, ist die Zeit der Geschlossenheit.(...) Weil man weiß, jetzt geht es darum, dass die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ihre Kraft entfacht.“ Diese Kraft liege in der ungebrochenen Tradition der SPD, „der alten Tante, die seit 153 Jahren kämpft“.

Für die frisch gewählte Landeschefin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, hat Schulz den Nerv getroffen: „Wir versprechen dir, nicht nur heute, wir werden nicht von deiner Seite weichen, wir werden laufen, von morgens bis abends.“