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Safari Rallye Im Wettlauf mit den Elefanten

Michael Kahlfuß aus Möser startet am Donnerstag mit seinem Trabant ein Rennen durch Kenia und Tansania. Und er weiß: „Das wird brutal.“

Von Daniel Hübner 18.11.2015, 00:01

Möser l Michael Kahlfuß will einfach nur durchkommen. Er, sein Co-Pilot Roland Bauer und sein froschgrüner Trabant, der, aufgepumpt mit 50 Pferdestärken, eine Spitzengeschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde erreicht. Pferde wird der Rennfahrer aus Möser bei der East African Safari Rallye, die am Donnerstag in Mombasa beginnt und die das Team „MIKA Motorsport“ mit der Startnummer 49 an neun Tagen – inklusive Ruhetag – über 4500 Kilometer durch Kenia und Tansania führt, eher weniger sehen. Vielmehr erwartet Kahlfuß ein Wettlauf mit Antilopen, Giraffen und Elefanten. Sie werden also ständige Begleiter sein in der afrikanischen Steppe – ebenso der Staub, der Schweiß und der Muskelkater.

Der Rallyeplan verheißt jedenfalls: größte Anstrengungen. So stehen Kahlfuß und Bauer schon am ersten Tag und auf den ersten 235 Kilometern „viele Sprünge und einige Ortsdurchfahrten“ bevor, heißt es in der Routenbeschreibung. Es wird zudem um „äußerste Vorsicht in den belebten Dörfern“ gebeten. Ansonsten werden die Wege als felsig, schlammig, knifflig oder rau beschrieben. „Eigentlich ist es das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“, sagt Kahlfuß erst tief seufzend, bevor er ein Lächeln hinterherschickt. Letztlich ist es auch ein einmaliges Erlebnis.

Vor allem „denken alle, der Trabi kommt nicht an“, meint Kahlfuß. Auf einer Internetseite für Trabi-Enthusiasten wetten 60 Prozent der Tipper, er müsse die „Rennpappe“ vorzeitig aus dem Wettbewerb nehmen. „Ich will allen das Gegenteil beweisen“, erklärt er. Das hat er schon einmal geschafft. Bereits 1994 hatte er mit „Fritzi“, dem Trabi, die Zielflagge in Kenia gesehen.

Kahlfuß ist 52 Jahre alt, er ist Fahrschullehrer, er kennt natürlich die Frage nach seiner fehlenden Geduld neben dem Fahrschüler und beantwortet sie lächelnd so: Vielleicht sei er aufgrund seiner Erfahrung sogar der Geduldigste überhaupt. Seit 1983 ist er bereits als Rallyepilot unterwegs. Nach der Wende rauschte er durch China, durch Australien, durch Neuseeland und über Sardinien hinweg. Er raste durch Argentinien oder durch Jordanien. Und eben durch Afrika. Am Anfang noch mit „Fritzi“, ab 2002 mit einem Mitsubishi Lancer.

Während Kahlfuß am Trabi schraubt, kümmert sich seine Lebensgefährtin Annett Lehmann um die gesamte Organisation dieser Abenteuerreisen. Nicht nur, dass der Trabi von Cuxhaven aus nach Mombasa verschifft oder die eigenen Flugtickets gebucht werden mussten, auch der gesamte Aufenthalt in Afrika wurde von ihr geplant. „Das ist eine wahnsinnige Leistung“, lobt Kahlfuß seine bessere Hälfte.

Das ist es auch, wenn er mit Bauer (46) am 27. November bei der Rückkehr nach Mombasa die Zielflagge sieht. Zur Historie der Safari Rallye muss man wissen: „Sie war bis 2002 noch ein WM-Lauf, aber der Status wurde ihr aberkannt.“ Offiziell mangelte es am Geld und an der Organisation der 62 Jahre alten Veranstaltung, die zugleich ein Volksfest ist. Seither kämpft Kenia um die WM-Lizenz – auch mit Sicherheitssystemen wie GPS-Empfängern oder Abstandswarnern auf staubiger Piste. Für viele Piloten ist sie nach wie vor die härteste Rallye überhaupt.

Für seine Teilnahme daran hat der gelernte KfZ-Mechaniker viele Unterstützer mobilisiert. Nachdem sich Hasseröder 2009 aus dem Sponsoring zurückgezogen hatte, setzte sich auch der Rallyefahrer Kahlfuß zunächst zur Ruhe auf internationaler Ebene. Jetzt hat unter anderem die Colbitzer Brauerei den Motorsport-Verrückten für sich entdeckt und ihn gesponsert. Deshalb kann Kahlfuß sein Comeback geben. Und er wünscht sich, dass „wir gesund und mit dem Trabi zurückkommen“.