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ESC Dieser Weg wird kein leichter sein

Millionen lieben Xavier Naidoo, Millionen können ihn nicht leiden. Dennoch soll der beim Eurovision Song Contest singen.

19.11.2015, 18:37

Berlin (dpa) l Der Triumph von Lena scheint schon eine Ewigkeit zurückzuliegen. In diesem Jahr steht der Eurovision Song Contest für Deutschland bisher unter keinem guten Stern. Erst sagt der Vorentscheid-Gewinner Andreas Kümmert vor 3,2 Millionen ARD-Zuschauern einfach mal ab; dann landet Nachrückerin Ann Sophie mit einem Jazzlied auf dem letzten Platz – Zero Points for Germany. Und jetzt das: Die ESC-Macher haben einen Aufschrei aus der Grand-Prix-Gemeinde am Hals. Dabei setzen sie doch nur auf einen der erfolgreichsten Stars. Oder?

Xavier Naidoo für Deutschland ins Rennen zu schicken, das ist ein echtes Wagnis. Ihn hat die ARD für 2016 in Stockholm auserkoren. Das hat sie für das Publikum schon mitent­schieden. Der gewohnte deutsche Vorentscheid verschwindet von der Tagesordnung. Es scheint, als sehe der für den ESC zuständige NDR in dem Mannheimer Schmuse-Star, der sich einen „Echo“ nach dem anderen ersungen hat, eine Art sichere Bank. Man habe „einen der besten Sänger Deutschlands nominiert“, stellt Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber heraus.

Xavier Naidoo – außer Schauspieler Til Schweiger gibt es kaum jemanden, der das Publikum so tief spaltet. Xavier Naidoo steht für esoterisch angehauchte Texte wie: „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer/ Nicht mit vielen wirst du dir einig sein, doch dieses Leben bietet so viel mehr.“

Xavier Naidoo steht aber auch für diesen Text: „Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist? Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?“ Der zweite Song wird im Gegensatz zum ersten nicht oft im Radio gespielt, gehört aber zu Naidoos Vergangenheit. Die Vorwürfe, er sei schwulenfeindlich und politisch in schlechter Gesellschaft, sind nicht neu. Aber für einen Botschafter des deutschen Liedes im Ausland dürften die Maßstäbe höher liegen.

„Sicher hat er – wie wir alle – nicht nur in jedem Moment alles richtig gemacht“, stellt sich Schreiber vor den Star, der mit den Söhnen Mannheims bekannt wurde und bei „The Voice of Germany“ und „Sing meinen Song“ Millionen vor die TV-Bildschirme zog.

Ob er in Stockholm gewinnt oder nicht: Eine Auszeichnung kann ihm keiner nehmen. Eine Intiative verlieh ihm jüngst den „goldenen Aluhut“ für eine der irrsten Verschwörungstheorien im Netz. Und der Spott geht im Minutentakt weiter. „Naidoo wird der erste #esc-Kandidat mit eigener Gegendemo bei der @ndr -Übertragung auf dem Spielbudenplatz“, schrieb etwa Mithos09 bei Twitter. Und Nutzerin Phine sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Helene Fischer wäre das weitaus kleinere Übel gewesen.“