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Wave-Gotik-Treffen Leipzig sieht schwarz

Seit 25 Jahren ist Leipzig ein Mekka der schwarzen Szene. Fünf Gründe für den Erfolg des Wave-Gotik-Treffens.

11.05.2016, 23:01

Leipzig (dpa) l Das Wave-Gotik-Treffen (WGT) feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Was 1992 mit 2000 Besuchern begann, hat sich zum weltgrößten Szene-Treffen mit alljährlich 20 000 Besuchern entwickelt. Das Wave-Gotik-Treffen ist so erfolgreich, weil ...

1. ... die Szene so groß wie unüberschaubar ist. Unbestritten ist das WGT das weltgrößte Treffen seiner Art. Nur: Was ist eigentlich die schwarze Szene? Diese Frage sei kaum „schlüssig zu beantworten“, schreibt der Kulturwissenschaftler und Szene-Chronist Alexander Nym. „Die Szene ist so vielfältig wie die Menschen, die sich ihr – aus welchen Gründen auch immer – verbunden fühlen.“ Unter einem schwarzen Schirm versammelten sich Kostüm-Freaks, Dunkelhippies, Vampirfans oder auch Anhänger des Gothic-Rocks.

2. ... die WGT-Besucher ihren eigenen Nachwuchs mitbringen. Das WGT begann 1992 als jugendkulturelles Phänomen. 25 Jahre später ist die Szene mit ihrem Festival gealtert. Die Besucher seien im Schnitt locker Mitte 30 oder älter, sagt Festivalsprecher Cornelius Brach. Viele sind längst Eltern. Die Veranstalter haben darauf schon vor Jahren reagiert – und einen WGT-Kindergarten zur Betreuung des Nachwuchses eingerichtet.

3. ... die Besucher den Medienrummel stoisch aushalten. Es gibt Orte im WGT, die gleichen einem Laufsteg. Beim Viktorianischen Picknick im Clara-Zetkin-Park zum Beispiel werden aufwendig gestylte Besucher von Fotografen regelrecht umschwärmt. „Das hat sich zu einem Medienzirkus entwickelt“, sagt die Szene-Kennerin und Journalistin Jennifer Hoffert-Karas. Sie finde das zwar ein wenig problematisch. Aber dank der Größe des WGT gebe „es noch viele kleine Treffen im Treffen“, wo man unter sich bleiben könne.

4. ... das WGT inzwischen mit allen Wassern gewaschen ist. Das Wave-Gotik-Treffen wird immer zu Pfingsten veranstaltet – mit entsprechend wechselhaftem Wetter. Aber weder drückende Hitze (und das in den schwarzen Sachen!) noch Kälte und Regen (viele von den Besuchern zelten) konnten dem Festival bisher etwas anhaben.

5. ... die Besucher doch keine Katzen fressen. Anfänglich war die Skepsis der Leipziger groß. Was wollen die Schwarzen? Sind das Satanisten? Schlafen die alle im Sarg? Diesen Vorbehalten hat das Stadtgeschichtliche Museum in seiner WGT-Jubiläums-Ausstellung „Leipzig in Schwarz“ ein eigenes kleines Kapitel gewidmet. Es heißt: „Fressen die auch Katzen?“ Inzwischen freuen sich die Leipziger über die schwarzen Besucherscharen zu Pfingsten. Und sie haben festgestellt: Nein, keiner Katze wird ein Schnurrhaar gekrümmt.