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Miss Germany Das Geschäft mit der Schönheit

Miss-Wahlen machen mit der Schönheit ihr Geschäft. Wie fragwürdig ist das?

16.02.2017, 23:01

Rust (dpa) l Heidi Klum sucht Topmodels und lässt vor der Fernsehkamera publikumswirksam junge Frauen aufmarschieren. Schönheitswettbewerbe locken auf den Laufsteg und versprechen Erfolg im Scheinwerferlicht. Und auch die RTL-Kuppelshow „Der Bachelor“ sowie andere Sendungen setzen auf weibliche Reize. Das Geschäft mit der Schönheit in Show und Fernsehen spricht Zuschauer an, zieht aber auch Kritik auf sich. Die diesjährige „Miss Germany“, die morgen in Rust bei Freiburg gewählt wird, ist ein Teil dieses gesellschaftlichen Phänomens.

„Die Ladys zeigen im Bikini, was sie haben“, wirbt die derzeit laufende RTL-Sendung „Der Bachelor“ für sich und um die Gunst der Zuschauer. Frauen, leicht bekleidet, präsentieren sich und buhlen um den gleichen Mann, der sie auswählen soll.

Auch die ProSieben-Show „Germany’s Next Topmodel“ mit Model Heidi Klum rückt junge Frauen und deren Äußeres ins Blickfeld. Es lockt eine spätere Karriere als Topmodel. Die Show, deren aktuelle Staffel derzeit ausgestrahlt wird, läuft nach Angaben des Senders gut. Doch seit dem Start 2006 gibt es auch Kritik.

In der Klum-Show gebe es eine Fokussierung auf Äußerlichkeiten, sagen Medienexperten von „Flimmo“, einem Portal für Medienerziehung aus München. Es werde, um Einschaltquoten und möglichst große Aufmerksamkeit zu erreichen, mit den Hoffnungen junger Frauen gespielt. Eine Karriere als Topmodel sei unwahrscheinlich. Und „Der Bachelor“ vermittle ein fragwürdiges Frauenbild.

Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen warnt davor, ahnungslos an solchen Sendungen teilzunehmen. Es bestehe die Gefahr, vorgeführt und öffentlich in ein schlechtes Licht gerückt zu werden, sagt eine Sprecherin des Verbandes. Vor allem labile Persönlichkeiten könnten Schaden nehmen, auch dauerhaft.

Miss-Wahlen haben eine längere Geschichte als die TV-Sendungen. „Wir sind die älteste aller Castingshows“, sagen die Veranstalter der Wahlen zur „Miss Germany“, die in diesem Jahr 90 Jahre alt sind. Vom Boom der Castingshows im Fernsehen haben Schönheitswettbewerbe profitiert, sagt Organisator Ralf Klemmer. Die Zahlen der jungen Frauen, die sich um einen Platz auf dem Laufsteg bemühen, sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 5000 bis 6000 Bewerberinnen sind es den Angaben zufolge allein bei „Miss Germany“ jährlich. Die Veranstaltung ist laut den Organisatoren die größte der Branche.

„Wir versuchen, uns von den Fernsehshows abzugrenzen“, sagt Klemmer: „Inszenierte Zickenkriege oder eine Beschränkung allein auf das Äußere wollen wir nicht.“ Dies würde ein Schmuddel-Image bringen, das dem Wettbewerb auf Dauer schade. Es gebe daher ein Umdenken hin zu dezentem Auftreten: Bei der Miss-Wahl präsentieren sich die Frauen zwar auch in Badebekleidung, doch das sei nicht der Fokus. Vielmehr gehe es darum, was sie sagen und ausstrahlen.

„Wir sehen uns als Unterhaltungsshow für einen Abend“, sagt der Seniorchef der Miss Germany Corporation, Horst Klemmer: „Was daraus wird, entscheiden die Frauen.“