Fahrstuhl für Fortgeschrittene

Halle l Das Steuerrecht. Unendliche Weiten. Allein die Galaxie der Einkommensteuererklärung bringt die Menschheit nicht selten an geistige Grenzen. Beim Erforschen der Anlagen-Variationen – von „AV“ bis „EÜR“ – erhält der Ausfüllende den Eindruck, er überblicke die Regularien so gut wie eine Ameise die Sahara. In den Finanzämtern dringt das Prinzip der höheren Logik nun immer weiter vor. Sogar bis in den Fahrstuhl. Zumindest in Halle. Ein Fotograf der Deutschen Presse Agentur hat dort im Aufzug ein Bedienfeld abgelichtet, dessen System selbst einen Abiturienten mit 15 Punkten im Mathe-Leistungskurs ins Schwitzen brächte. Denn neben jede vorgedruckte Etagenzahl haben die Amtsschimmel auf den dazugehörigen Knopf eine eigene, farbige Zahl geklebt – als Hinweis auf die jeweilige Abteilung.

Blickt man von unten nach oben, gibt‘s da erst einmal keine Diskrepanzen: Auf Etage „-2“ findet man die Abteilung mit der schlumpfblauen „-2“, auf der „-1“ die olivgrüne „-1“. Auch die „0“ wirft keine Fragen auf. Knifflig wird‘s ab Etage 1: Denn dort befindet sich die gelbe Abteilung „0.1“. Und einen Stock darüber sitzen die Herrschaften aus der pinkfarbenen „1“. Nee, ähm, klar. Fraglich ist, ob hinter der Beschriftung eine Absicht steckt. Etwa die, durch gezielte Irreführung das Bürgeraufkommen in allen Abteilungen über der „0“ gering zu halten. Wobei: Man muss ja nicht gleich Böses unterstellen. Womöglich will das Amt gar die Gesundheit der Kunden und den persönlichen Kontakt fördern. Die Botschaft: Bevor man sich verfährt, lieber die Treppe nehmen und den Erstbesten fragen.