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Aufgespießt Fidel soll nicht zum Götzen werden

Jeder Personenkult um Fidel Castro ist auf Kuba verboten worden. Erfahrungen aus dem Sozialismus zeigen, dass dies nicht so bleiben muss.

Von Steffen Honig 29.12.2016, 00:01

Magdeburg l Man solle mit ihm nach dem Tode keinen Personenkult treiben – das war der letzte Wille des verblichenen kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro. Das Parlament entsprach am Dienstag seinem Wunsch.

Damit wurde ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen, nachdem eben jener Kult zum Staatssozialismus gehört wie das Pioniertuch. In Vollendung zelebrierte dies Josef Stalin schon zu Lebzeiten. Wer dem sowjetischen „Woschd“ (Führer) nicht huldigte, riskierte Lager oder Erschießung.

In der jungen DDR übernahm die Parteispitze eilfertig den Stalin-Kult, schuf in Berlin eine Stalin-Allee und setzte ein Stalin-Hüttenwerk und eine Stalin-Stadt an die Oder. Als 1956 Stalins Untaten ans Licht kamen, wurden daraus die Karl-Marx-Allee, das Eisenhüttenkombinat Ost und Eisenhüttenstadt. SED-Chef Walter Ulbricht schwor dem Personenkult ab, ganz so wie jetzt die Kubaner.

Doch konnte Ulbricht von der süßen Droge der Vergötterung nicht lassen. Sein Konterfei erschien auf Briefmarken, seinen Namen trugen die Leuna-Werke und ein Stadion in Berlin. Ehe nach ihm auch noch eine Stadt benannt werden konnte, hatte ihn Erich Honecker gestürzt. Der Ulbricht-Kult war erledigt. Dafür legte Honecker los und ließ sich bei jeder Gelegenheit feiern. Bis auch er gestürzt wurde  ...

Personenkult hat seine eigene Dynamik – fern aller Beschlüsse. Vielleicht muss Fidel Castro doch noch als Götze herhalten? Che Guevara hat sich sein posthumes Schicksal als Pop-Ikone auch nicht ausgesucht.