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Aufgespießt In Halle lässt sich‘s gut sterben

Neues vom demografischen Wandel: Eine Hallenser Genossenschaft setzt auf Friedhof statt Wohnungen.

Von Jörn Wegner 19.10.2016, 01:01

Halle l Eigentlich verzeichnet Halle seit ein paar Jahren einen leichten Bevölkerungsanstieg. Es wird gebaut, und in einst leere Wohnungen kehrt wieder Leben ein. Doch nicht alle scheinen von der Nachhaltigkeit des Wachstums überzeugt. Die Wohnungsgenossenschaft „Freiheit“ zum Beispiel scheint weiter mit Überalterung und Bevölkerungsrückgang zu rechnen und hat daher ein ganz neues Handlungsfeld entdeckt: Statt neuer Wohnungen für Familien, junge Singles und viele Kinder möchte sie einen Friedhof einrichten, exklusiv für Genossenschaftsmitglieder.

Das ist sehr praktisch, denn der verblichene Freiheit-Genosse muss nicht einmal die übliche Gebühr für den Friedhof bezahlen. So würden die Angehörigen nicht belastet, sagt die Genossenschaft.

Die Friedhofspläne der „Freiheit“ haben nun auch den Magdeburger Landtag auf den Plan gerufen. Linken-Abgeordnete Eva von Angern stellte die Anfrage, ob die Genossenschaft das überhaupt darf. Die Antwort der Landregierung: ein klares Jein. Das Gesetz über das Leichen-, Bestattungs- und Friedhofswesen sieht nämlich in Paragraph 19 vor, dass das mit dem Genossenschaftsfriedhof nicht so einfach geht. Allerdings könne die Genossenschaft mit der Stadt Halle einen Deal aushandeln, wonach diese formal der Betreiber ist, Freiheit-Genossen aber trotzdem kostenlos die ewige Ruhe genießen können.

Wie auch immer, der bei Genossenschaftswohnungen übliche Begriff „Dauernutzungsvertrag“ könnte vielleicht bald eine ganz neue Bedeutung bekommen.