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Aufgespießt Wirtschaftswunder aus dem Automaten

Ein 37-Jähriger aus Köln hat mit einer einzigen Flasche 44.000 Euro verdient - und wurde dafür verurteilt.

Von Axel Ehrlich 17.11.2016, 00:01

Köln l Früher haben wir Plasteflaschen achtlos in den Müll geworfen. Über Nacht waren sie mit der neuen Pfandregelung plötzlich 25 Cent wert. Das ist jetzt 13 Jahre her. Allerhöchste Zeit für einen neuen Wertzuwachs, dachte sich ein pfiffiger Getränkehändler (37) aus Köln. Dann machte er sich an die Arbeit und ersann einen feinen Trick, mit dem er den Wert einer einzigen Flasche auf ordentliche 44.000 Euro erhöhte.

Dafür brauchte es zuallererst ein profundes Getränkehändlerinsiderwissen. Damit und mit einem Stück Holz sowie einem Magneten gestaltete er den Pfandautomaten in seinem Getränkeladen so um, dass die Flasche zwar gescannt, nicht aber geschreddert wurde, wie man das von jedem normalen Pfandautomaten kennt.

Teil zwei des Wertsteigerungsprozesses bestand in echter, wenn auch monotoner körperlicher Arbeit. Wieder und wieder steckte der Mann die Flasche in den Automatenschacht. Über Tage, Nächte, Wochen. Mindestens 180.000 Mal. Das klingt schwer nach Tennisarm. Aber auch nach einer echten Geschäftsidee. Mit jeder Handbewegung wurde der Händler um 25 Cent reicher. Wirtschaftswunder! Also fast.

Leider wurde er verpfiffen, kam vor Gericht. In der Verhandlung gab er auch gleich alles zu, wurde zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. „Eine logistische Meisterleistung“, sagte selbst der strenge Richter anerkennend. Aber das müsse doch furchtbar eintönig gewesen sein. „Gegen die Langeweile habe ich mir ein Radio daneben gestellt“, sagte der clevere Getränkehändler. Man muss sich nur zu helfen wissen.