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Chemienobelpreis Auszeichnung für Molekular-Forscher

Drei Wissenschaftler werden mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt.

05.10.2016, 11:02

Stockholm (dpa) l Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den Franzosen Jean-Pierre Sauvage, den gebürtigen Briten James Fraser Stoddart und den Niederländer Bernard Feringa für die Entwicklung von molekularen Maschinen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.

"Die diesjährigen Preisträger haben extrem kleine Maschinen gebaut und sind in eine neue Dimension der Chemie vorgedrungen", hieß es von den Juroren. "Sie haben Moleküle entwickelt, deren Bewegungen man kontrollieren kann und die eine Aufgabe erfüllen, wenn sie die dafür nötige Energie bekommen." Die künstlichen molekularen Maschinen seien über tausendmal kleiner als der Durchmesser eines Haares.

Immer wieder bauten die Forscher mit ihren Arbeiten aufeinander auf: Den ersten Schritt machte der 1944 geborene Franzose Sauvage (Universität Straßburg) im Jahr 1983: Er baute aus Molekülen zwei Ringe, die wie Kettenglieder zusammenhängen und sich wie diese locker bewegen können.

Der gebürtige Brite Stoddart (74, Northwestern University in Evanston, USA) entwickelte seit den 1990er Jahren molekulare Achsen und zugehörige Ringe, die darauf auf- und absteigen können – sogenannte Rotaxane. Auf dieser Grundlage schufen er und sein Team winzige Aufzüge und künstliche Muskeln. Die Rotaxane nutzte Stoddart zudem, um Computerchips zu bauen, die zwar nur 20 Kilobyte speichern können, dafür aber viel kleiner sind als herkömmliche Chips. Einige Forscher glauben, dass diese Chips die Computerwelt einmal so revolutionieren könnten wie es einst die Transistoren taten.

Der Niederländer Feringa (65) von der Universität Groningen baute als erster einen molekularen Motor, der sich kontinuierlich in eine Richtung drehte. 2011 folgte eine Art Nano-Auto. Dazu montierten er und sein Team die Motoren als Antriebsräder an einen zentralen Träger. Das Fahrzeug sei nur rund einen Milliardstel Meter (Nanometer) lang, schrieben die Forscher im Fachblatt "Nature". Es werde über die Spitze eines Rastertunnelmikroskops mit Strom versorgt und mit kurzen Spannungspulsen in Bewegung versetzt. Mit zehn Impulsen sei das Auto etwa sechs Nanometer weit über eine Kupferoberfläche gefahren.

"Die drei Nobelpreisträger haben dieses ganze Feld von molekularen Maschinen eröffnet", sagte Nobel-Juror Olof Ramström. Damit habe eine "Revolution" begonnen. "Die Entwicklungsstufe hier ist ähnlich der zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als viele Forscher zeigten, dass elektrische Maschinen möglich sein könnten. Die Zukunft wird zeigen, wie wir das hier anwenden können."

Bis zu alltäglichen Anwendungen sei es noch ein weiter Weg, betonte Christoph Schalley von der Freien Universität Berlin. Er verwies darauf, dass es in der Natur Vorbilder dafür gebe. "Im Prinzip kann man vielleicht den Geißel-Antrieb wie bei einem Bakterium realisieren." Denkbar sei auch ein Mini-Schalter. "Dann hätte man ein soweit es nur irgend geht miniaturisiertes elektronisches Bauteil."

Die höchste Auszeichnung für Chemiker ist mit umgerechnet rund 830.000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.

Infografik: Das sind die Nobelpreis-Schmieden | Statista
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Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 171 verschiedene Forscher mit dem Durchschnittsalter von 58 Jahren (35 bis 85 Jahre) vergeben. Einer von ihnen, der Brite Frederick Sanger, erhielt ihn sogar zweimal. Unter den Preisträgern waren bislang vier Frauen, etwa Marie Curie 1911, die die radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckt und ihre Eigenschaften untersucht hatte.

Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.