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Kindersendung „Sandmann, lieber Sandmann ...“

Vom „Sandmännchen“-Lied kann fast jeder zumindest die ersten Zeilen singen. Doch wer schrieb die eingängigen Verse?

31.03.2017, 23:01

Groß Schönebeck (dpa) l Ob Schnatterinchen und Pittiplatsch, Herr Fuchs und Frau Elster oder Hund Moppi und Igel Borstel: Millionen Kinder haben die Erlebnisse dieser TV-Figuren gebannt verfolgt, bevor sie zu Bett gehen mussten. Aber kaum jemand kennt den Schriftsteller Walter Krumbach (1917-1985), der ihnen Leben eingehaucht hat.

„Er ist der wohl bekannteste unbekannte Dichter Deutschlands“, sagt Rainer E. Klemke aus Groß Schönebeck im brandenburgischen Kreis Barnim. Er ist Projektleiter beim örtlichen Bürgerverein. Zusammen mit Einwohnern bereitet er derzeit die Ehrung des Dichters zu dessen 100. Geburtstag am 1. April vor, wenn es in der Kirche eine kleine Festveranstaltung geben soll.

Nicht nur die Puppen im Sandmann-Programm sprachen Krumbachs Texte – auch viele andere Figuren in DDR-Kinderfernsehsendungen. Mit viel Fantasie erdachte er etwa Texte für rund 200 Folgen von „Meister Nadelöhr“ („Ich komme aus dem Märchenland, schnibbel-die-schnabbel-die Scher, bin allen Kindern wohlbekannt ...“) oder für „Puppendoktor Pille“ („Habt Ihr Kummer oder Sorgen, dann schreibt gleich morgen an Frau Puppendoktor Pille mit der großen, klugen Brille ...“). Der kugelige freche Pittiplatsch sagte immer mit seiner etwas gequetschten krächzenden Stimme „Ach du meine Nase“ – in den Mund gelegt von Krumbach.

Der Autor schrieb zudem etwa 90 Bücher für die Jüngsten in Millionenauflage, die in verschiedenen Sprachen erschienen; darunter „Spätzlein Tschilp“, „Igel Itzo“, „Beim Puppendoktor“ und „Wie Mauz und Hoppel Freunde wurden“. Eltern und Großeltern, selbst damit aufgewachsen, gaben ihre Liebe zu diesen Werken an den Nachwuchs weiter.

Der in Joachimsthal geborene Krumbach lebte mit seiner Familie bis zu seinem Tod als freiberuflicher Autor im nahen Groß Schönebeck, berichtet Klemke. „Welche Berühmtheit er eigentlich war, wussten die wenigsten.“

„Sandmann, lieber Sandmann es ist noch nicht so weit ....“ – Den Text für den Abendgruß-Song hat Krumbach in Groß Schönebeck geschrieben. „Innerhalb weniger Stunden entstanden die einprägsamen Reime“, sagt Klemke. Über Nacht fand dann der Leipziger Komponist Wolfgang Richter (1928-2004) die Melodie. Die einfachen eingängigen Tonfolgen – aus heutiger Sicht ein richtiger Hit – sind kaum wieder aus den Kopf zu bekommen.

Erstmals erklang der Ohrwurm im November 1959 beim Abendgruß für die Jüngsten im DDR-Fernsehen. Auch heute ist das Lied noch im RBB, im MDR und im Kika beim „Sandmännchen“ zu hören.

Krumbach, Vater von drei Mädchen, schrieb fast 500 Texte für Sendungen, die die kleinen Zuschauer auf die Nacht einstimmten. Er erzählte fantasievoll kleine Geschichten: vom Besuch beim Zahnarzt, der dann gar nicht so schlimm war, vom schönen Tag auf dem Spielplatz oder vom Kummer über ein verlorenes Spielzeug. Die Kinder erlebten mit den Figuren aufregende Abenteuer und lernten die Welt kennen.

Der Text-Autor, der Verwaltungsfachmann gelernt hatte und als Neulehrer arbeitete, bevor er Schriftsteller wurde, fand in der malerischen Idylle der nahen Wälder und Seen seine Inspirationen.