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TurnierTischfußball-Elite kickt in Halle

Das Kneipenvergnügen hat sich zu einem ernsthaften Vereinssport weiterentwickelt.

Von Sabrina Gorges, dpa 22.01.2017, 23:01

Halle l Michael Strauss zieht sich einen festen, weißen Handschuh an. Zuvor hat er die Griffe des Kickertischs mit pinken Bändern und einem roten Gummiüberzug präpariert. Noch einen Ohrstöpsel ins rechte Ohr, ein Abklatschen mit dem Teamkollegen Roland Töppe, und dann wird es hitzig. Die beiden Männer aus Kiel (Schleswig-Holstein) stellen sich beim „Battle of Champions“ Tischfußballturnier in Halle dem Kampf von Angesicht zu Angesicht. 15 weitere Zweierteams aus ganz Deutschland haben sich für den Wettkampf an diesem Wochenende qualifiziert – laut Deutschem Tischfußball Bund eines der höchstdotierten und prestigeträchtigsten Turniere.

Strauss und Töppe kickern seit 27 Jahren im Doppel, mit 44 und 45 Jahren sind sie die Ältesten an diesem Tag. Die Erfahrung, sagen sie, mache sie aber keinesfalls zu Favoriten. „Die jungen Spieler spielen einen anderen Stil“, sagt Werftarbeiter Strauss. „Wir spielen viele Facetten, sind immer in Gange. Dadurch machen wir mehr Fehler, während die Jüngeren mehr auf Effektivität aus sind.“ Der Sieg geht dann tatsächlich an zwei „junge Wilde“: Felix Droese und Alexander Di Bello. Beide spielen im aktuellen Herren-Nationalteam.

Tischfußball ist pure Emotion. Nach jedem Tor gibt es für den Mitspieler einen Klaps auf den Po, in den Timeouts werden Strategien besprochen. Motivation ist alles. Immer wieder hallen Brüller durchs Tischfußball-Landesleistungszentrum Sachsen-Anhalt oder kraftvolle Ausrufe wie „Ja, Baby!“ und „Endlich!“. Fünf Tore bedeuten ein Satzgewinn.

„Es geht um viel“, sagt Turnierleiter Daniel Gündel, Präsident des Mitteldeutschen Tischfußball Verbands (MTFV) und Gründungsmitglied des im Zentrum ansässigen Vereins Kixx‘n‘Trixx – der Kaderschmiede für Tischfußballer in Sachsen-Anhalt. Gündel meint damit nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch das Finanzielle. 4000 Euro Prämie nimmt das Siegerduo mit nach Hause, 2000 Euro und 1000 Euro die weiteren Platzierten. Wer es nicht aufs Treppchen schafft, bekommt 200 Euro Antrittsprämie ausgezahlt. Seit 2010 ist Kickern offiziell als Sport anerkannt.

An einem Kickertisch wird ein Schiedsrichter verlangt – die Stimmung droht zu kippen. Ansonsten gehen jedoch fast alle Partien an diesem Tag ohne Unparteiischen über die Bühne. „Das ist ein sehr mentaler Sport“, sagt Jan Dreyling-Eschweiler aus Hamburg, Vizepräsident Jugend beim Deutschen Dachverband.

Dass Kickern noch immer nicht so populär wie Dartssport ist, hat für ihn vor allem mit dem Transport der Stimmung zu tun. „Kickern ist kurzweilig, schnell und die Zuschauer können nur eingeschränkt auf den Tisch sehen.“