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Weihnachtsbräuche Kuriose Rituale mit Reisbrei und Trollen

In Schweden gehört Donald Duck zu Weihnachten, andernorts auf der Welt sind es Piñatas oder die Sauna wird zum Treffpunkt an Heiligabend.

Von Christian Satorius 23.12.2017, 17:21

Canberra/Stockholm l Natürlich kann der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten fliegen. Deshalb sieht er bei seiner Reise um die Welt auch die unterschiedlichsten Bräuche. Hier einige Beispiele:

Australien: Auf der Südhalbkugel fällt der Weihnachtstermin in die wärmste Zeit des Jahres. Wer da einen langen Mantel und einen ebensolchen Bart trägt, kommt ins Schwitzen. Deshalb sieht man den Weihnachtsmann dort in Badehose Wasserski fahren oder fröhlich singend am traditionellen Weihnachtsbarbecue teilnehmen. Dennoch fehlt vielen Australiern der Glühwein und die spezielle Weihnachtsatmosphäre, die sich eben doch nur bei kälteren Temperaturen einstellen will. Geschäftsleute haben sich deshalb vor einigen Jahren zusammengetan und versuchen seitdem Christmas II., also Weihnachten II., zumindest in den großen Städten zu etablieren. Der Vorteil des Ganzen: In der kälteren Mitte des Jahres schmeckt der Glühwein gleich viel besser.

Schweden: Auch die Schweden nehmen Weihnachten nicht ganz so ernst und feiern lieber am 13. Dezember schon ihr Luciafest. Das ist zwar heute nach der Heiligen Lucia benannt, geht aber als Wintersonnenwendenfeier auf sehr viel ältere vorchristliche Wurzeln zurück. Weihnachten selbst wird Heiligabend traditionell pünktlich um 15 Uhr mit Donald Duck im Fernsehen eingeleitet. Erst wenn die Zeichentrickserie beendet ist, beginnen in vielen Haushalten die eigentlichen Feierlichkeiten.

Mexiko: Wenn man es einmal ganz genau nimmt, ist Weihnachten ja nichts anderes, als ein Kindergeburtstag, schließlich wird ja die Geburt von Jesus Christus gefeiert. Warum also sollte man dann nicht auch Weihnachten so begehen wie einen Kindergeburtstag? Das fragen sich zumindest die Mexikaner und so dürfen natürlich die bei Kindergeburtstagen obligatorischen Piñatas beim Weihnachtsfest nicht fehlen, Pappmachéfiguren (manchmal auch noch bunt geschmückte Tontöpfe) mit Süßigkeiten und Obst gefüllt, die von den Kindern mit verbundenen Augen und einem großen Knüppel zerschlagen werden dürfen.

In der Stadt Oaxaca de Juárez kennt man seit 1897 noch einen ungewöhnlichen Brauch: die Nacht der Radieschen (La Noche de Rábanos). Damit soll am 23.   Dezember an die Einführung des Gemüses durch die spanischen Kolonialherren erinnert werden. Die mexikanischen Radieschen sind nun allerdings weniger kleine rote Kügelchen, als vielmehr Riesenrettiche, die sich hervorragend zum Schnitzen eigenen. Aus diesen Riesenradieschen werden nun in jedem Jahr wieder von Neuem Krippenfiguren geschnitzt und anschließend in einem Wettbewerb gekürt.

Finnland: Heiligabend geht es - wie könnte es auch anders sein - natürlich gemeinsam in die Sauna. Der Weihnachtsmann heißt in Finnland übrigens ganz lustig Joulupukki, was eigentlich soviel bedeutet wie Julbock (Weihnachtsbock). In der Tat ist es ein außergewöhnlicher Ziegenbock aus vorchristlicher Zeit, der noch bis in unserer Tage hinein vielerorts in Skandinavien die Geschenke bringt. Er findet sich heute noch als Strohfigur in der Weihnachtsdeko oder unter dem Tannenbaum.

Großbritannien: Der herkömmliche Weihnachtstrubel wird in England noch hin und wieder ergänzt durch den sogenannten Boxing-Day. Am 26. Dezember nämlich bekommen traditionell Briefträger, Zeitungsausträger, Müllmänner und Milchmädchen ein kleines zusätzliches Geschenk, eine kleine Box eben, bzw. ein Trinkgeld, für die gute Arbeit, die sie das ganze Jahr über geleistet haben. In der Grafschaft Devonshire kennt man hier und da einen alten Brauch noch, den es in ähnlicher Form früher aber auch hier bei uns gegeben hat. Dabei gehen die Bauern nach der Mitternachtsmesse mitsamt Gesinde zu ihren Obstbäumen und „erinnern“ diese mit Spruchdichtungen und natürlich einem ausgelassenen Trinkgelage daran, im nächsten Jahr auch reichlich Früchte zu tragen.

In Bayern, der Pfalz und auch in Österreich ist dieser Brauch teilweise noch als sogenanntes Baumwecken bekannt.

Japan: Etwas seltsam ist es schon, dass das Weihnachtsfest in einem Land wie Japan so gut ankommt, gibt es doch dort kaum Christen. So sind die Japaner auch in erster Linie aus nostalgischen und kommerziellen Gründen geradezu begeistert von allem, was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat: Weihnachtsbäume, Lichterketten, Truthahnmenüs und auch den Weihnachtsmann selbst findet man heute immer häufiger in den großen Städten.

Norwegen: Die Norweger schlemmen Weihnachten gerne mit dem sogenannten Julbord, einem riesigen Weihnachtsbuffet mit durchaus bis zu 60 verschiedenen Speisen. Wie in anderen skandinavischen Ländern kennt man aber auch hier noch den Brauch, Reisbrei oder auch eine Schüssel mit Grütze für Kobolde bzw. Trolle oder auch Nissen bereit zu stellen. Die beschützen je nach Land und Region entweder das ganze Jahr über das Haus, helfen dem Weihnachtsmann bei seiner Arbeit oder bringen gar selbst die Geschenke. Die Isländer kennen sogar dreizehn verschiedene Trolle, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit erscheinen.

Island: 13 Trolle kommen ab dem 12. Dezember, einer nach dem anderen, in die Häuser der Menschen. Der letzte heißt Kertasníkir und kommt am 24. Dezember. Heute sind sie es, die die Geschenke bringen, ursprünglich aber taten sie einmal genau das Gegenteil und beklauten die Menschen. So hat jeder einzelne Troll auch sein eigenes Spezialgebiet, Kertasníkir etwa stiehlt mit Vorliebe Kerzen, Ketkrókur hat es auf den Weihnachtsbraten abgesehen.