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Welt-Vegan-Tag Vom Biergarten bis zum Sexshop

Veganer verzichten komplett auf tierische Produkte. Das hört nicht beim Essen auf - ein Überblick.

Von Antonia Lange 28.10.2015, 23:01

Berlin (dpa) l Umweltschutz, die eigene Gesundheit oder das Wohl der Tiere – Veganer haben verschiedene Gründe, auf tierische Produkte zu verzichten. Der Welt-Vegan-Tag macht am 1. November auf diese Lebensweise aufmerksam. Der Vegetarierbund Deutschland (Vebu) geht hierzulande von 900 000 Veganern aus. Das entspricht zwar lediglich 1,1 Prozent der Bevölkerung. Inzwischen gibt es aber viele klassische Einrichtungen und Veranstaltungen gänzlich tierfrei.

Mit Veganz startete im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg vor einigen Jahren der erste vegane Supermarkt Deutschlands. Inzwischen können Tierfreunde auch in anderen Filialen der Kette in München, Leipzig oder Essen vegan einkaufen. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) verweist auf Daten der Gesellschaft für Konsumforschung: Demnach stieg der Umsatz mit Fleischersatzprodukten und pflanzlichen Brotaufstrichen von 2011 bis 2015 von 129 Millionen Euro auf 243 Millionen Euro. Einem BVLH-Sprecher zufolge sind die Steigerungsraten zwar hoch. Der Anteil der genannten Produkte am Lebensmittelumsatz liege aber lediglich bei 0,1 bis 0,2 Prozent.

Dass Veganer sogar im Fitnessstudio aufpassen müssen, hätten wohl die wenigsten erwartet. Das „Berlin Strength“ in der Hauptstadt ist aber ein gänzlich vegane Muckibude. Das bedeutet: Trainingsgeräte ohne Lederbezug und Energieriegel mit Soja. Pulver für vegane Proteinshakes gibt es auch andernorts längst, wie in der Facebook-Gruppe „Vegan Strength“ – einem Zusammenschluss veganer Sportler – nachzulesen ist.

In Köln werden inzwischen Stadtführungen für Veganer angeboten. Die Sehenswürdigkeiten fallen etwas anders aus als bei einer klassischen Führung. Die Tour führt zu Restaurants, Lebensmittel- oder Klamottenläden. Das passt in den generellen Trend zu alternativen Stadtführungen fernab der klassischen Routen, den Tourismusbüros nach eigenen Angaben beobachten.

Auch beim Tätowierer ist der Bedarf an Einrichtungen für Veganer zunächst nicht offenkundig. Allerdings kann etwa rote Farbe von Blattläusen kommen, und auch die Vaseline für die Haut ist nicht immer tierfrei. So etwas wird daher im Studio „Herr Fuchs und Frau Bär“ vermieden, ebenso wie im „Little Bird Tattoo“ in Berlin.

Ähnlich sieht es beim Friseur aus, wo Veganer sich vor Bienenwachs oder an Tieren getestetem Shampoo hüten müssen. Das Haarstudio Weinhönig in Berlin beispielsweise bedient diesen Markt. Wie viele Friseure das ähnlich halten, ist nach Angaben vom Zentralverband des Friseurhandwerks schwer zu sagen. Daten dazu lägen nicht vor.

Vegane Hotels sind dem Hotelverband Deutschland zufolge noch selten. Eines war das Veganalina im westfälischen Hamm – mit Bettwäsche ohne Daunen und Seife ohne Tierversuche. Nun ist davon aber nur noch ein Café übrig, wie Betreiberin Alina Rüter sagt. An der Nachfrage habe es nicht gelegen – sondern daran, dass das Gebäude baufällig war. „Das Konzept funktioniert auf jeden Fall.“ Vebu-Geschäftsführer Sebastian Zösch bestätigt: „Immer mehr Verbraucher legen Wert auf ein gutes vegetarisches oder veganes Angebot. Dadurch steigen auch die Anforderungen an Gastronomen und Hoteliers.“

Im veganen Biergarten "Wilder Hase im Nirgendwo“ in Berlin sind Weißwurst und Brathähnchen tabu. Stattdessen gibt es tierfreie Brezeln mit Humus. Den Angaben zufolge ist er hierzulande noch der einzige seiner Art. Zumindest ein vegetarisches Pendant wurde aber schon in München gesichtet.

Dass sogar Kondome tierische Bestandteile enthalten, wissen wohl die wenigsten. In Verhüterlis kann allerdings das Milcheiweiß Casein enthalten sein. Daher gibt es vegane Versionen.