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Rabatt gegen DatenShopkick macht Payback Konkurrenz

Schon beim Schritt über die Ladenschwelle können Kunden mit der App von Shopkick Punkte sammeln. Doch sie zahlen mit ihren Daten.

07.08.2015, 23:01

Magdeburg l Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nicht von einer Kassiererin gefragt wurde, ob er eine Payback-Karte besitzt. In Kaufhäusern, Supermärkten und an Tankstellen sind die Mitarbeiter im Zweifelsfall sogar vom Chef dazu verpflichtet, nach Bonuskarten zu fragen. Und jene Kunden, die diese Frage verneinen, müssen sich meist auch noch dagegen wehren, eine Karte aufgedrängt zu bekommen.

Das offensive Vertreiben der Karten hat sich für Anbieter wie Payback gelohnt. Inzwischen besitzen 26 Millionen Verbraucher eine Payback-Karte und 15 Millionen eine DeutschlandCard. „Die penetrante Fragerei sorgt dafür, dass Kunden denken, dass es wichtig ist, eine Bonus-Karte zu besitzen“, erklärt Simone Meisel, Juristin bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Dabei würden die Kunden im Schnitt gerade mal ein Prozent Rabatt erhalten, wenn sie Punkte sammeln. Für einen Einkauf im Wert von 1000 Euro würden sie also nur zehn Euro zurückbekommen.

Die etablierten Bonuskarten-Anbieter haben seit knapp einem Jahr aber ernsthafte Konkurrenz bekommen. Das Unternehmen Shopkick bietet Sparfüchsen eine App an, mit der deutlich mehr Punkte gesammelt werden können. Lädt sich der Kunde die App auf sein Smartphone, erhält er die ersten 35 „Kicks“ bereits in dem Moment, in dem er den Laden betritt. Zusätzliche Punkte erhält er, wenn er dann im Laden etwa eine Getränkedose in die Hand nimmt und deren Code einscannt. Oder wenn er einen Pulli in der Umkleidekabine anprobiert. Sollte sich der Kunde dann auch noch zum Kauf entscheiden, gibt es weitere „Kicks“.

Das Punktesammeln funktioniert deshalb, weil in allen teilnehmenden Läden Geräte montiert sind, die mit den Smartphones der Kunden Kontakt aufnehmen können. Die „Kicks“ von Shopkick sind allerdings wie die Punkte von Payback für Verbraucher nicht lukrativ. Für eine Gutscheinkarte im Wert von fünf Euro sind 1250 „Kicks“ nötig. Wer einen Gutschein für 25 Euro haben möchte, muss 6250 „Kicks“ sammeln.

Bei der Shopkick-App geht es aber nicht nur darum, Punkte zu horten. Nutzer sollen bereits im Vorfeld die App aufrufen. „Um Einkaufslisten zu erstellen, die besten Angebote in ihrer Umgebung zu finden und neue Produkte kennenzulernen“, erklärt Geschäftsführer Peter Thulson auf Volksstimme-Anfrage. Shopkick verbinde so das Surfen auf der Couch mit dem Einkaufserlebnis vor Ort. Bei den Verbrauchern kommt die App daher auch gut an. In weniger als einem Jahr hat Shopkick in Deutschland nach eigenen Angaben eine Million Nutzer gewonnen.

In den USA haben inzwischen acht Millionen Verbraucher die App auf ihrem Smartphone installiert. Und auch die Zahl der Handelsunternehmen, die ihre Kunden über Shopkick locken wollen, wächst stetig. Verbraucher können die App inzwischen in mehr als 4000 Geschäften bundesweit nutzen. Große Unternehmen wie Douglas, Gravis, Karstadt, Media Markt, Saturn, Obi und Penny nehmen mit ausgewählten Filialen teil.

Verbraucherschützerin Simone Meisel sieht den Erfolg der Bonus-Systeme kritisch. „Die Unternehmen geben den Kunden das Gefühl, zu profitieren. Tatsächlich geht es den Firmen aber darum, höhere Umsätze zu generieren, Kundenbindungen aufzubauen und die Kundendaten zu nutzen, um gezielte Werbung zu schalten.“ Und: „Wer lediglich darauf achtet, Punkte zu sammeln, dem entgehen im Zweifelsfall sogar günstigere Angebote.“

Hart ins Gericht mit den Bonus-Systemen geht auch Markus Fecker, Bankjurist bei der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen. „Bei Shopkick und Payback handelt es sich schlicht um Vertriebsmaschen, sie dienen dem Handel als Umsatz-Turbo.“ Fecker warnt zudem davor, dass der Kunde sich im Zweifelsfall gläsern macht. Shopkick-Geschäftsführer Thulson betont zwar, dass sein Unternehmen „deutsche gesetzliche Standards zu 100 Prozent“ erfüllt und die Daten der App-Nutzer nicht an Partner weitergegeben werden.

Und auch Payback hat sich den Datenschutz auf die Fahnen geschrieben, wirbt gar mit einem Siegel des TÜV Saarland auf seiner Internetseite. Doch letzte Sicherheit, auch gegen kriminelle Hacker, kann heutzutage kein Unternehmen versprechen. Wer mit Bonus-Systemen liebäugelt, betonen Verbraucherschützer, sollte sich überlegen, ob er sie wirklich braucht, und sollte möglichst wenig Daten angeben.

Ob die Shopkick-App die Bonuskarten bald verdrängt, bleibt abzuwarten. Eine Emnid-Umfrage hat vor Kurzem erst wieder gezeigt, dass insbesondere die Payback-Karte zum klassischen Geldbeutel-Inventar zählt. Deutsche Verbraucher führen sie fast genauso häufig mit wie eine Kreditkarte. Doch angesichts der Verheißung, mit Shopkick noch mehr Punkte sammeln zu können, muss das nicht so bleiben. Und einen Vorteil hätte es vielleicht, wenn sich Shopkick durchsetzt: Der Verbraucher müsste sich keine zeitraubenden Fragen mehr nach seiner Bonuskarte anhören.