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Kreativwirtschaft Kreative auf Partnersuche

Die Kreativwirtschaft in Sachsen-Anhalt muss sich stärker mit anderen Branchen vernetzen, um erfolgreich zu sein.

19.08.2015, 23:01

Magdeburg l Lässt sich Kreativität durch Politik lenken? Sachsen-Anhalt versucht, die Kreativwirtschaft im Land zu stärken und setzt dabei auch auf Netzwerke mit anderen Wirtschaftszweigen. „Die Neugier auf Neues, der Blick über den Tellerrand machen die Branche zum Ideentreiber für andere Wirtschaftszweige“, sagt Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), der am heutigen Donnerstag ein Strategiepapier zur Entwicklung der Kreativwirtschaft vorstellt. Die Branche soll als Impulsgeber und Innovationsmotor etabliert werden, erklärte Möllring. Dafür plant das Ministerium für Anfang September auch ein neues Förderprogramm, mit dem Projekte über zwei Jahre finanziell unterstützt werden sollen.

Ziel sei es laut Möllring auch, die kreativen, aber kleinen Betriebe mit anderen Wirtschaftsbereichen zusammenzubringen. So könnten Defizite der Kreativbranche wie etwa fehlendes betriebswirtschaftliches Wissen oder der Zugang zu Kapital ausgeglichen werden. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des Kölner Büros für Kulturwirtschaftsforschung, auf die das Ministerium sein Strategiepapier stützt. Zudem sollten die Kreativschaffenden an der Sichtbarkeit ihrer Branche arbeiten.

Die Filmkunssttage Sachsen-Anhalt, die Frank Salender mit organisiert, stehen beispielhaft für diese Art der Sichtbarkeit, die sich die Politik ausmalt. Die Filmkunssttage, die es seit 2011 gibt, wachsen seit Jahren. Mehr Filme, mehr Kinos, steigende Besucherzahlen. In diesem Jahr, in einer Woche im Oktober, werden Filme in zehn Städten Sachsen-Anhalts gezeigt. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für das Bundesland“, so Salender, der das Studiokino Magdeburg leitet. Mehrere Lichtspielhäuser organisieren zusammen die landesweite Werkschau.

Diese Zusammenarbeit, so die Studie zur Kreativwirtschaft in Sachsen-Anhalt, sei für die Unternehmen im Land überlebenswichtig. Denn der wesentliche Anteil der kreativen Firmen im Land hat weniger als zehn Mitarbeiter. So wie die kleine Softwareschmiede Silver Seed Games aus Magdeburg. Das junge Unternehmen ist 2013 von Maria Manneck, Aljoscha Börsch und Enrico Gebert gegründet worden. Seit diesem Jahr arbeiten acht Mitarbeiter an der Entwicklung neuer Programme.

„Spielen“, sagt Gebert, „ist die natürlichste Art des Lernens.“ Die Entwickler bei Silver Seed Games tüfteln beispielsweise an Programmen, die es Nutzern spielerisch ermöglichen, ihr Gedächtnis zu trainieren. Auftraggeber sind bislang die Universität und angeschlossene Institute. Der Blick über den eigenen Tellerrand gehört für Gebert zur täglichen Arbeit. „Wir können uns wunderbare Spiele ausdenken, aber wir brauchen Kunden, die uns ein Publikum geben“, erklärt der Spieleentwickler. Für Gebert ist ein funktionierendes Netzwerk wichtig, um seine Firma mit neuen Aufträgen zu versorgen. Dennoch befindet sich das Unternehmen noch in der Aufbauphase. Im vergangenen Jahr sind nur rund 40 000 Euro Umsatz erwirtschaftet worden.

Landesweit sind die Unternehmen der Kreativwirtschaft auf einem guten Weg. Zwischen 2009 und 2013 ist der Umsatz der Kreativwirtschaft um zwölf Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum sind bundesweit nur neun Prozent Umsatzwachstum erreicht worden.

Mirko Kisser ist Vorsitzender des Landesverbandes Kreativwirtschaft. „Wir haben hervorragende Bedingungen für die Ausbildung unseres Nachwuchses“, sagt Kisser. Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle und das Bauhaus in Dessau sieht er als Leuchttürme der Kreativwirtschaft. Damit die Branche weiter wachsen kann, sollten Netzwerke zwischen Kreativen und anderen Branchen ausgebaut werden, so der Chef des Softwareentwicklers Celloon aus Halle. Ein Kreativ-Preis wie der Bestform-Wettbewerb, bei dem vielversprechende branchenübergreifende Projekte prämiert werden, sei allein nicht ausreichend. Dass das Ministerium ein neues Förderprogramm auflegen will, begrüßt der Unternehmer.