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Ausbildung Flotte Sprüche für Azubis

Die Zahl der Auszubildenden sinkt. Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen.

31.08.2015, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Die berufliche Ausbildung verlagert sich nach einer Untersuchung der staatseigenen KfW immer stärker in mittelständische Unternehmen. Während die Zahl der Auszubildenden insgesamt seit geraumer Zeit sinke, hätten die kleinen und mittleren Firmen die Zahl der Nachwuchskräfte in den vergangenen fünf Jahren bei etwa 1,2 Millionen konstant gehalten, teilte die KfW anlässlich des Beginns des neuen Ausbildungsjahres am 1. September mit. Damit absolvierten zuletzt 85 Prozent der Azubis ihre Berufsausbildung in einem mittelständischen Betrieb – ein Rekordwert, so die KfW.

„Dass es ihnen gegen den gesamtwirtschaftlichen Trend gelingt, die Zahl ihrer Azubis wenigstens konstant zu halten, ist überlebenswichtig“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Für kleine und mittlere Unternehmen sei die betriebliche Ausbildung das zentrale Instrument zur Fachkräftesicherung.

Das wird für die Unternehmen allerdings immer schwieriger: Die Zahl der Schüler sinkt, und gleichzeitig wollten immer mehr studieren. Die Mittelständler konkurrierten daher nicht nur mit großen Konzernen, sondern auch immer stärker mit den Hochschulen. Im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen lassen sich mittelständische Unternehmen der KfW zufolge einiges einfallen: Von Prämienzahlungen über Mietzuschüssen bis zu einer Teilzeitausbildung.

Zum Beispiel die oberfränkischen Polstermöbelbauer: Lehrlinge finden sie nur noch schwer. Ihre Branche gilt als altmodisch, die Region als gebeutelt vom Bevölkerungsschwund. Sogar eine Party haben die Unternehmen schon geschmissen. Um junge Menschen in möglichst lockerer Atmosphäre für ein eher nüchtern-sachliches Thema zu interessieren – nämlich für eine Ausbildung in der Branche. Jedes zweite in Deutschland produzierte Polstermöbelstück kommt aus Oberfranken. Nur: Azubis finden die Betriebe nur noch schwer. Was zum Beispiel daran liegt, dass viele Menschen überrascht sind, dass überhaupt noch in großem Stil Möbel in Deutschland hergestellt werden – und nicht im Ausland, erklärt Imaan Bukhari, Geschäftsführer des Unternehmens FM Munzer Polstermöbel in Weidhausen (Landkreis Coburg/Bayern).

Seit einigen Jahren sucht der Betrieb deshalb intensiv den Schulterschluss mit den Schulen, lädt Klassen in die Produktionsstätten ein zum „Polster Day“. In seinem Unternehmen würde Bukhari jedes Jahr zwei Polsterer und eine Näherin zur Ausbildung einstellen – wenn er geeignete Bewerber fände.

Eine ähnliche geringe Attraktivität für junge Menschen dürften auf den ersten Blick auch scheinbar altmodische Branchen haben, die einen heftigen Strukturwandel hinter sich haben – die Porzellanbranche etwa oder die Textil- und Bekleidungsindustrie. Mit der Internet-Plattform „Go textile“ wendet sich die Textil- und Bekleidungsindustrie an junge Menschen. Mit Aufforderungen wie „Komm in die Puschen!“ oder „Sei keine trübe Tasse!“ werden die unterschiedlichen Ausbildungsberufe möglichst jugendgerecht vorgestellt.Derzeit sehe die Lage gut aus, sagt Hartmut Spiesecke, Sprecher des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie. Aber: „Die Unternehmen müssen sich bemühen.“ Vor allem kleinere Firmen, die nicht sehr bekannt seien, müssten auf sich aufmerksam machen. Vor allem wenn Firmen einen Namen hätten und für gute Arbeitsbedingungen stünden, hätten sie keine Probleme, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, betont Manfred Menningen, Experte für die Textilindus-trie bei der IG Metall. In Ostdeutschland gebe es sogar eine tariflich fixierte Übernahmegarantie nach der Ausbildung.