1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Geständnisse von Ingenieuren

VW-Skandal Geständnisse von Ingenieuren

Abgasnormen kontra Kostenvorgaben: Dieses Dilemma soll Volkswagen-Ingenieure dazu gebracht haben, manipulierte Software zu instalieren.

04.10.2015, 09:56

Wolfsburg (dpa) l Im VW-Abgas-Skandal gibt es einem Zeitungsbericht zufolge erste Geständnisse. Die "Bild am Sonntag" meldet unter Berufung auf einen Bericht der internen Revision des Unternehmens, mehrere VW-Ingenieure sollen bei Befragungen ausgesagt haben, sie hätten 2008 die Manipulations-Software installiert.

Demnach befand sich zu diesem Zeitpunkt der Dieselmotor EA 189, an dem bei VW seit 2005 gearbeitet wurde, kurz vor der Serienreife. Es sei aber keine Lösung gefunden worden, wie sowohl die Abgasnormen als auch die Kostenvorgaben für den Motor eingehalten werden konnten, schrieb das Blatt. Daher sei die Entscheidung gefallen, die Manipulations-Software zu verwenden, hätten die Ingenieure gegenüber der internen Revision zu Protokoll. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Baden-Württemberg will unterdessen Autobauern mit unangekündigten Prüfungen auf den Zahn fühlen. "Wir brauchen im Verkehr so etwas wie die unangemeldeten Dopingkontrollen", sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. "Das heißt, dass die Messungen ohne Vorankündigung stattfinden sollen, damit sich niemand vorbereiten kann."

Solche Pläne will Hermann in einem eigenen Messprogramm für Baden-Württemberg verwirklichen. Das Programm solle so schnell wie möglich starten, sagte er. "Wir wollen, dass auf der Straße gemessen wird und nicht nur im Labor." Die Pläne für die eigenen Test begründete Hermann auch damit, dass man das Feinstaub- und Stickoxidproblem unbedingt in den Griff bekommen wolle.

Der Minister kritisierte erneut die Bundesregierung. Die habe bisher mit Teilen der Autoindustrie die Reform des Messzyklus torpediert. "Wir müssen das Messverfahren RDE voranbringen." Die Abkürzung RDE heißt "real-driving emissions", es geht also um tatsächliche Emissionswerten und nicht um Schadstoffausstoß unter Laborbedingungen.

Zugleich warnte Hermann davor, den Diesel als Antrieb generell infrage zu stellen. Diesel bleibe ein wichtiger Bestandteil, um ehrgeizige Klimaschutzziele zu erreichen, sagte der Grüne. "Er sollte daher optimiert und nicht abgeschafft werden." Die Probleme müssten aber dringend gelöst werden. "Ich bin mir sicher, dass dies mit der deutschen Ingenieurskunst zu schaffen ist."