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Export-Erfolg Blaulichter für die Welt

Der Fahrzeugausrüster Ambulanz Mobile aus Schönebeck will seine Geschäfte im Ausland weiter ausbauen.

23.10.2015, 23:01

Schönebeck l Ob in Israel, Abu Dhabi oder Brasilien - in vielen Staaten auf der Welt rücken Fahrzeuge zu Rettungseinsätzen aus, die einst in Schönebeck ausgerüstet wurden. Das Unternehmen Ambulanz Mobile beschäftigt inzwischen 250 Mitarbeiter, die in diesem Jahr 1600 Fahrzeuge zusammenschrauben werden.

„Wenn man bedenkt, dass wir vor 25 Jahren mit sechs Mann und viel Enthusiasmus hier in einem alten Traktorenwerk angefangen haben, dann ist das schon eine erstaunliche Entwicklung“, findet Geschäftsführer Hans-Jürgen Schwarz. Der 61-Jährige hofft, in diesem Jahr beim Umsatz die Rekordmarke von 45 Millionen Euro zu erreichen.

Ambulanz Mobile baut die Einsatzfahrzeuge nicht komplett in Eigenregie. Die Kunden des Unternehmens kaufen bei Volkswagen, Mercedes oder Ford zunächst Nutzfahrzeuge, die sie anschließend in die Schönebecker Werkstätten bringen. Dort erhalten die Wagen neue Dächer, Lichtsig- nalanlagen und die entsprechende Innenausstattung mit Schränken und medizinischen Hightech-Geräten.

„Wir waren die ersten, die eine integrierte Blaulichtanlage entwickelt haben“, berichtet Schwarz, ein Erfolgsfaktor des Unternehmens seien regelmäßige Investitionen in Forschung und Entwicklung. „Momentan arbeiten wir am Rettungsdienst 4.0.“ Künftig sollen Einsatzfahrzeuge Kameras erhalten, mit denen die Patienten beobachtet werden können. Der behandelnde Arzt im Wagen soll sich schon während der Fahrt mit seinen Kollegen im Krankenhaus abstimmen, um eine bestmögliche Behandlung des Patienten zu gewährleisten.

„Bei unseren Forschungsprojekten arbeiten wir eng mit den Autobauern und unseren Zulieferern zusammen“, erklärt Schwarz. Zuletzt hätte Volkswagen sein Unternehmen bei der Entwicklung des neuen T6 mit eingebunden. „Aber auch mit den hiesigen Hochschulen kooperieren wir.“

Weil es zu teuer ist, voll ausgerüstete Einsatzwagen in weit entfernte Länder zu transportieren, will Schwarz die Fertigung künftig stärker aufteilen. „In Länder wie Spanien, Holland, Schweden und Finnland liefern wir nur noch unsere Ausstattungssysteme“, erklärt er. „Vor Ort werden die Systeme dann in die Einsatzfahrzeuge gebaut.“ Allein in Spanien sind auf die Weise in nur drei Jahren 450 Fahrzeuge aus den Werkstätten gerollt. Das Unternehmen spart durch die Arbeitsteilung nicht nur Transportkosten, es verschafft sich auch Wettbewerbsvorteile. „Wenn wir Einsatzfahrzeuge vor Ort ausrüsten, sichern wir Arbeitsplätze und bringen uns bei Ausschreibungen dadurch in eine bessere Position.“

Nach eigenen Angaben ist Ambulanz Mobile inzwischen der zweitgrößte Ausrüster von Rettungsfahrzeugen weltweit. „Wir wollen in den kommenden Jahren in Südamerika den Absatz steigern“, kündigt Schwarz an. Aber auch Märkte wie der Nahe Osten und Afrika seien attraktiv.

Auf Internationalität setzt Schwarz nicht nur beim Verkauf. „Im Unternehmen arbeiten inzwischen Mitarbeiter aus neun verschiedenen Ländern“, berichtet er. Herkunftsländer seien unter anderem die Ukraine, Ungarn, Rumänien sowie Österreich und Mexiko. „Wir sind auf die ausländischen Fachkräfte natürlich auch deshalb angewiesen, weil es hierzulande nicht mehr genügend gibt“, betont Schwarz. Angelernte oder gar ungelernte Kräfte könne er beim besten Willen nicht einstellen, dafür sei etwa die Medizintechnik, die in den Wagen verbaut werden muss, viel zu kompliziert.