1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Microsoft speichert Daten in Biere

Cloud-Computing Microsoft speichert Daten in Biere

Im großen Telekom-Rechenzentrum in Biere baut der US-Konzern Microsoft eigene Server auf und speichert die Daten seiner Firmenkunden.

11.11.2015, 23:01

Magdeburg l Ab April des kommenden Jahres wird Microsoft seinen Firmenkunden anbieten, ihre Daten in Deutschland zu speichern statt in den USA. Dafür wird der amerikanische Softwarekonzern zwei Rechenzentren der Deutschen Telekom in Frankfurt am Main und in Biere (Salzlandkreis) benutzen, kündigte Microsoft-Chef Satya Nadella am Mittwoch in Berlin an.

Dabei geht es vor allem darum, die Daten dem direkten Zugriff vor US-Behörden zu entziehen. In Biere wird Microsoft die Server aufbauen, die Wartung und die Administration überlässt das Unternehmen aber komplett der Telekom. Microsoft habe danach keine Möglichkeit mehr auf die Daten zuzugreifen, teilte die Telekom mit. „Wir übernehmen die Rolle des Treuhänders für die Daten der Kunden von Microsoft“, erklärte Anette Bronder, Direktorin bei der Telekom-Tochter T-Systems, die das Rechenzentrum in Biere seit Juli des vergangenen Jahres betreibt.

Microsoft reagiert damit auf den Wunsch seiner Kunden nach mehr Daten-Sicherheit. Laut dem im Frühjahr veröffentlichten Cloud Monitor 2015 des IT-Verbandes Bitkom erwarten immerhin 83 Prozent der befragten deutschen Unternehmen, dass das von ihnen genutzte Rechenzentrum „in Deutschland“ liegt.

Das Rechenzentrum in Biere ist geschützt wie ein Militärstandort. Die Hallen, in denen die Daten-Server stehen, sind von einem zwei Meter hohen Zaun umgeben. Eindringlinge von außen werden zudem durch Infrarotkameras und Bewegungsmelder entdeckt. Die Daten an sich soll das deutsche Recht und die deutsche Datenschutzbestimmung schützen. Die Telekom gibt nach eigenen Angaben die Daten nur heraus, wenn sie von der deutschen Justiz dazu gezwungen wird. Amerikanische Kunden – wie Microsoft – haben selbst keinen Zugriff mehr auf die Daten und können sie auch nicht weiterleiten.

Die Server in Biere sind gefragt. Vor Microsoft haben bereits amerikanische Unternehmen wie Cisco, VMare und Salesforce Server-Standorte in Biere gebucht. Zu der erhöhten Nachfrage hat auch ein Urteil beigetragen, das der Europäische Gerichtshof (EuGH) Anfang Oktober fällte. Mit ihrer Entscheidung brachten die Richter das europäisch-amerikanische Datenschutzabkommens „Safe-Harbor“ (englisch für sicherer Hafen) zu Fall. Zuvor konnten Unternehmen Daten von europäischen Bürgern legal in die USA übermitteln, obwohl die Amerikaner kein vergleichbares Niveau beim Datenschutz haben wie die EU. Doch das ist nun vorbei.

„Durch die Safe-Harbor-Entscheidung des EuGH haben wir verstärkt Anfragen von Unternehmen nach Kapazitäten in unserer deutschen Cloud. Gedanklich müssen wir daher schon mal die Pläne für eine Erweiterung des Rechenzentrums in Biere durchspielen“, sagte eine Telekom-Sprecherin der Volksstimme. Zu den derzeit zwei Server-Hallen könnten 20 weitere hinzu gebaut werden und so neuer Platz entstehen für Mieter, die nach ihrem Einzug, die Schlüssel gleich wieder abgeben.