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ICE-Strecke Erster Test auf neuer Trasse

Am 13. Dezember nimmt die Deutsche Bahn die neue Schnellzugstrecke von Halle und Leipzig nach Erfurt in Betrieb.

13.11.2015, 23:01

Leipzig l Seit September läuft auf der Neubaustrecke der Probebetrieb. Die Volksstimme hat sich am Freitag mit in den Zug gesetzt.

Wie komfortabel ist die Fahrt?

Nahezu geräuschlos bewegt der Zug sich fort. Die Bahn hat das Gleisbett neu kons- truiert. Statt auf Schotter sind die Schienen auf festen Betonplatten montiert worden. Auf dieser Fahrbahn liegt das Gleis fest. Züge rollen auch bei hoher Geschwindigkeit ruhig darüber. Das merken die Fahrgäste im Abteil. Schaukeln und Ruckeln gehört auf der neuen Strecke der Vergangenheit an. „Sie können eine Tasse Kaffee hinstellen, die kippt nicht um“, verspricht Olaf Drescher, Leiter des Großprojektes.

Wie steht es um die Genehmigung der Strecke?

Der Eröffnungstermin der Strecke steht zwar laut Bahn nicht auf der Kippe, dennoch musste nachgebessert werden. Das hatte das Eisenbahnbundesamt gefordert. Die Betonplatten, die das Bahnfahren für die Passagiere so angenehm machen, waren das Problem. Auf den Brücken der Strecke fehlte der Behörde der Nachweis, dass der Beton der dauerhaften Belastung durch die Schienen standhält. Die Bahn und der Hersteller der Gleisplatten – die österreichische Firma Porr – haben im September nachgebessert. Seitliche Betonteile sollen den Platten auf den Brücken zusätzliche Stabilität verleihen.

Wie schnell sind die Züge unterwegs?

Die Strecke ist auf eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h ausgelegt. Dazwischen gibt es aber Abschnitte, bei denen die Lokführer abbremsen müssen. Eine Kurve zwischen Leipzig-Messe und Gröbers bei Halle kann nur mit 160 Stundenkilometern befahren werden. Auch kurz vor der Einfahrt in die Bahnhöfe müssen die Züge deutlich langsamer fahren. Die Bahn testet die Strecke derzeit aber ohnehin nur mit Zügen, die maximal 230 km/h fahren können. Zum Einsatz kommen sogenannte ICE-T. Diese Schnellzüge sind mit einem speziellen Assistenzsystem ausgestattet, das die Lokführer beim Steuern des Zuges unterstützt.

Ist das die Vorstufe zum selbstfahrenden Zug?

Gut möglich, allerdings wird das Fahren ohne Lokführer in absehbarer Zeit keine gängige Praxis werden. Die Bahn hat derzeit 70 seiner Züge mit dem neuen Zugkontrollsystem ETCS (European Train Control Systems) ausstatten lassen. So soll die Kommunikation zwischen Lokführer, Fahrweg und Zug möglich sein. Auf der Neubautrasse sind deutlich weniger Schilder und Zeichen verbaut worden als üblich. „Die Displays vor meinen Augen zeigen mir zum Beispiel an, wann ich bremsen muss und wie schnell ich fahren darf“, erklärt der Lokführer des Testzugs Steffen Cornelius.

Was haben Sachsen-Anhalter von der neuen Strecke?

Wenn am 13. Dezember die neue Trasse in Betrieb genommen wird, rückt Sachsen-Anhalt näher an die Regionen um Erfurt und Frankfurt am Main heran. Die Züge in die Hauptstadt Thüringens brauchen nur noch eine Stunde und 15 Minuten und sind 40 Minuten schneller als zuvor. Die Fahrt in die Finanzmetropole Frankfurt am Main ist sogar 50 Minuten schneller. Dann brauchen die Züge in die größte Stadt Hessens nur noch zwei Stunden und 45 Minuten. Die Züge aus der Landeshauptstadt Magdeburg sollen so fahren, dass Fahrgäste ihre Anschlüsse bequem erreichen. Wenn 2017 die gesamte Ausbaustrecke bis nach Nürnberg in Betrieb geht, werden Magdeburger mit einem Umstieg in vier Stunden in München sein.

Wird sich der Fahrpreis erhöhen?

Ja. Ein ICE-Ticket für die neue Bahnstrecke soll nach Bahn-Angaben bis zu sieben Euro mehr kosten als bisher. Die Bahn hofft durch das neue Angebot vor allem Kunden der Fernbusse auf die Schiene zu locken.