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Waschmittelwerk Scheich investiert in Genthin

Scheich Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi kauft mit einem spanischen Unternehmen die Sulfieranlage im Waschmittelwerk Genthin.

16.11.2015, 23:01

Genthin l Die Sulfieranlage, mit der Tenside für Waschmittel produziert werden, ist das Prunkstück des Waschmittelwerks in Genthin. Vor vier Jahren hatte der damalige Besitzer Hansa Group die Anlage für rund 50 Millionen Euro errichten lassen. Doch nach zwei Insolvenzen standen mehr als 100 Mitarbeiter auf der Straße. Die chemischen Produktionsanlagen liefen im Notbetrieb weiter – finanziert durch den Eigentümer, die schweizerische Gemini-Holding.

Seit Freitagabend hat der Standort im Landkreis Jerichower Land wieder eine Perspektive. Nach Volksstimme-Informationen übernimmt das spanische Erdölunternehmen Cepsa die Sulfieranlage und hat zugesichert, zunächst 23 Mitarbeiter zu beschäftigen. Ein notarieller Kaufvertrag wurde unterschrieben. In sechs Wochen soll die Anlage an den neuen Besitzer übertragen werden.

„Der Verkauf der Sulfieranlage an einen starken internationalen Investor ist ein positives Signal“, erklärte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU). Cepsa macht einen Jahresumsatz von rund 23 Milliarden Euro und ist bisher vor allem im Erdölgeschäft aktiv gewesen. Weil weltweit die Erträge zurückgehen, schauen sich die Spanier vermehrt nach neuen Geschäftsfeldern um. Ausreichend finanzielle Mittel haben sie dafür.

Hinter Cepsa steht die Herrscherfamilie des arabischen Emirats Abu Dhabi mit ihrem Staatsunternehmen International Petroleum Investment Company (IPIC). Vorsitzender von IPIC ist Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan, dem seit 2009 auch der englische Fußballclub Manchester City gehört. IPIC hat Beteiligungen auf der ganzen Welt. Vor allem Erdöl- und Chemieunternehmen gehören zum Portfolio der Scheichs. In Sachsen-Anhalt sind die Araber bereits über den österreichischen Kunststoffhersteller Borealis aktiv, der im Wittenberger Ortsteil Piesteritz ein Werk betreibt.

Für den anderen, größeren Teil des Waschmittelwerks – den Consumer-Products-Bereich – gibt es hingegen noch keinen Investor. Jahrelang stellten die Mitarbeiter für Handelsmarken auch Produkte wie Duschgels oder Seifen her. Nach Volksstimme-Informationen dauern die Verhandlungen mit Investoren aber noch an. „Auch wenn es derzeit noch keine Gesamtlösung für das ehemalige Waschmittelwerk gibt, ist es eine gute Nachricht, dass am Industriestandort Genthin aller Voraussicht nach weiter produziert wird“, erklärte Möllring. Bürgermeister Thomas Barz (parteilos) äußerte sich zurückhaltender: „Wir sind als Stadt froh, dass es ein Signal gibt. Es wäre ein gutes Zeichen, wenn wir mit einem verlässlichen Partner den Standort weiterentwickeln können.“

Die Vertreter von Cepsa haben sich mehrmals im Waschmittelwerk umgeschaut und mit Beschäftigten gesprochen. „Wir sind zuversichtlich. Der Investor war fachlich kompetent und zugänglich, was Tarifverträge anbelangt“, sagte Betriebsrat Olaf Thiele. In Genthin bleiben die Lichter an. In Ibbenbüren – einem anderen Standort der insolventen Gemini-Gruppe – gehen sie aus. Weil sich kein Investor fand, bleibt der Betrieb geschlossen.