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Aufschwung Plastik-Industrie schafft neue Jobs

Für 16 Millionen Euro hat Hydroweb ein Werk in Halberstadt in Betrieb genommen, das Vliesstoffe künftig produzieren wird.

23.11.2015, 23:01

Halberstadt l Andreas Kirsch ist drei Jahre nach der Firmengründung am Ziel: An diesem Montag hat das neue Werk seiner Hydroweb GmbH in Halberstadt den Betrieb aufgenommen, die ersten Vliesfolien laufen vom Band. „5000 Tonnen pro Jahr wollen wir hier künftig produzieren“, berichtet der Geschäftsführer. 32 Mitarbeiter will Kirsch zunächst beschäftigen, für 2016 rechnet er mit einem Umsatz von zwölf Millionen Euro.

„Wir produzieren zunächst vor allem für Matratzenhersteller und für Baufirmen, die unsere Folien für Dachkonstruktionen nutzen“, erläutert Kirsch. Er ist sehr zuversichtlich, dass sich das Geschäft lohnt, denn er kennt den Markt für Kunststoffe gut. Vor seiner Firmengründung hat der 58-Jährige für die RKW-Gruppe gearbeitet. Das Unternehmen aus der Pfalz zählt zu den international führenden Herstellern von Kunststofffolien und Vliesstoffen. Es hatte bereits 2007 die Hydrospun GmbH in Halberstadt aufgekauft und 2014 die Biofol Film GmbH bei Unseburg im Salzlandkreis übernommen. Zwischen Kirsch und der RKW-Gruppe kam es jedoch zum Bruch, weil Kirsch andere Wege in der Produktion von Vliesstoffen gehen wollte, dafür nach eigenen Angaben jedoch nicht den Rückhalt fand.

Nun ist RKW für Kirsch und seine Hydroweb GmbH nicht der einzige Mitbewerber. In Aschersleben sitzen mit der Mondi Ascania GmbH und der LHB GmbH zwei weitere Kunststoff-Hersteller. Trotzdem ist Kirsch zuversichtlich, dass seine Neugründung in Halberstadt ein Erfolg wird. „Die Mitbewerber setzen unterschiedliche Techniken ein und haben sich auch auf verschiedene Märkte spezialisiert“, erklärt er.

Seine Zuversicht bringt Kirsch auch dadurch zum Ausdruck, indem er bereits eine Erweiterung des Werks in Halberstadt plant. „Wir wollen unsere Kapazität verdoppeln, im kommenden Jahr soll der Baustart sein.“ Hydroweb werde dann nicht mehr nur für die Möbel- und Bauindustrie produzieren, sondern auch in die Produktion von Hygiene-Artikeln wie Windeln einsteigen.

Spätestens hier dürften sich die Wege zwischen Kirsch und seinem alten Arbeitgeber RKW allerdings wieder kreuzen, denn die Pfälzer produzieren bereits für den US-Konzern Procter & Gamble Stoffe für Pampers-Windeln. Insofern wird es spannend sein, zu beobachten, wie sich die Konkurrenten arrangieren. Klar ist aber auch: Der Bedarf an Kunststoffen ist weltweit sehr hoch. In China und anderen Schwellenländern entwickelt sich erst seit wenigen Jahren eine Mittelschicht, die hochwertige Hygieneartikel nachfragt. Nicht weniger dynamisch geht es in der Bau- und Möbelindustrie zu. So spricht einiges dafür, dass die Plastik-Firmen zwischen Börde und Harz ihre Absätze in den kommenden Jahren weiter steigern und neue Jobs schaffen können. Denn auch die RKW-Gruppe hatte unlängst angekündigt, seine zwei Standorte in Halberstadt und Unseburg weiter ausbauen zu wollen.

Die Ansiedlung von Hy- droweb in Halberstadt hat das Land Sachsen-Anhalt mit sechs Millionen Euro gefördert, finanziert wurde der Bau zudem mit acht Millionen Euro von der Nord LB. Weitere zwei Millionen Euro haben die Gesellschafter beigesteuert.