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Reisemesse Sachsen-Anhalt campt, wandert, radelt

Die Messe Tourisma & Caravaning zeigt Trends, von denen auch das Tourismusgewerbe im Bundesland profitieren kann.

08.01.2016, 23:01

Magdeburg l Draußen sein, frische Luft atmen, die Natur genießen – Deutsche machen immer öfter Urlaub und wollen ihn häufiger nahe der Heimat und in der Natur verbringen. Davon profitieren Tourismusanbieter, die in Sachsen-Anhalt Natur- und Aktivurlaub anbieten. "Nach wie vor ist der Deutschlandtourismus stark", sagte Frank Baumann, Leiter der Tourisma und Caravaning. Die Messe finden Freitag bis Sonntag auf dem Messegelände Magdeburg statt. Unter den 140 Ausstellern auf 8500 Quadratmetern sind viele Anbieter aus Sachsen-Anhalt, die zeigen, wie man das Bundesland mit dem Fahrrad, dem Camper oder auf dem Wanderweg entdecken kann.

Detlef und Ursula Meyer besuchten die Messe am Freitag und interessierten sich besonders für die Wohnmobile. "Man ist einfach frei, kann überall stehenbleiben, muss nichts vorbuchen", schwärmt Detlef Meyer vom Urlaub mit dem Camper. Das Ehepaar aus Schermen im Jerichower Land fährt einmal im Jahr ins Ausland, war aber auch schon mit dem Fahrrad in Sachsen-Anhalt unterwegs. "Man wundert sich, wie schön es in der Umgebung ist", sagt der 63-jährige Detlef Meyer.

Das Reiseverhalten das Ehepaars ist typisch. Der durchschnittliche Gast in Sachsen-Anhalt ist laut eines Berichts der Landesregierung Kurzurlauber oder Tagestourist. Im Tourismus-Rekordjahr 2015 begrüßte Sachsen-Anhalt von Januar bis Oktober 2,7 Millionen Besucher. Mit 4,4 Prozent liegt die Besuchersteigerung damit über dem Bundesdurchschnitt. Die Zahl der Übernachtungen stieg mit 2,2 Prozent aber weniger schnell als im Rest Deutschlands.

"Die Haupturlaub der Deutschen wird kürzer, dafür fahren die Leute häufiger in den Urlaub", sagt Messeleiter Baumann. "Davon profitieren die lokalen Hoteliers." Fast die Hälfe der Deutschen plante 2015 einen kürzeren Zweiturlaub. Auch Kurzurlaube von bis zu drei Tagen liegen im Trend. "Die finden häufig noch näher der Heimat statt", so Baumann.

Tagesausflügler kommen besonders gern mit dem Rad. 6,9 Prozent aller Tagestouristen radelten durch Sachsen-Anhalt, bundesweit der zweitgrößte Anteil nach Brandenburg. "Die Nachfrage im Radtourismus ist stark gestiegen, die Spitze ist aber noch nicht erreicht“, sagte Bettina Weimann, Sachsen-Anhalt-Koordinatorin des Elberadwegs. "Viele wollen raus in die Natur, entschleunigen." Der Magdeburger Tourismusverband Elbe Börde Heide wirbt mit zweisprachigen Broschüren um Touristen aus Tschechien und den Niederlanden. Ältere Radler nutzen auf dem Radweg gerne Elektrofahrräder, so Weimann.

34 Prozent der Deutschen gaben 2015 an, ihren Urlaub in Inland verbringen zu wollen. Unter Campern waren es laut ADAC Reisemonitor sogar 39 Prozent. Schöne Plätze zum Campen gibt es in Sachsen-Anhalt nicht nur im Harz sondern auch im Salzlandkreis oder im Jerichower Land. "In Gommern oder Plötzky kann man baden und sich im Wald bewegen", sagt Andreas Jörn, Präsident des Camping Clubs Sachsen-Anhalt. "Die jungen Leute zelten gerne, und Caravaner gibt es bis ins hohe Alter." 2015 gab es mehr als 2 Millionen Übernachtungen auf Campingplätzen in Land, so der Bundesverband für Campingwirtschaft.

Doch die naturliebenden Individualtouristen sind auch kritisch. "Die Touristen sind anspruchsvoller geworden", sagt Mandy Hodum, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Altmark. "Jeder Gast will individuell beraten werden und individuell entscheiden." Der Verband wirbt mit Kultur, Radfahren und Reiten, ist sich aber auch bewusst, dass in der Altmark große Entfernungen zwischen den Tourismusstandorten gibt. "Das bringt seine Herausforderungen mit sich", so Hodum.

Dass Touristen heute mehr wollen, sagt auch Steffen Raschke, der die Pension "Zum Harzer Jodlermeister" in Thale repräsentierte. "Die Gäste kommen, um das Aktive und das Erholen miteinander zu kombinieren. Sie wollen Städte angucken, entspannen und wandern." Auch actiongeladene Aktivitäten wie Hochseilgärten und Seilrutschen seien bei Touristen beliebt. Weil die Gäste so viel unterwegs sind, sei es wichtig, dass der öffentliche Nahverkehr wie im Landkreis Harz in der Kurtaxe inbegriffen sei.

Laut einer Umfrage der Landesregierung bewerteten Touristen, die bereits in Sachsen-Anhalt Urlaub gemacht haben, das Land dramatisch besser als Befragte, die sich nur aus der Ferne mit dem Tourismusangebot beschäftigt haben. "Wir haben viele Stammgäste", sagte Steffen Raschke. "Wir wissen aber auch, dass sie uns an ihre Freunde weiterempfehlen."