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Staatsausgaben 35 Milliarden Euro gegen die Krise

Commerzbank-Experte Chris-Oliver Schickentanz rechnet wegen der anhaltenden Zuwanderung mit steigenden Staatsausgaben.

22.01.2016, 14:55

Magdeburg l In den kommenden zwölf Monaten werden Bund, Länder und Gemeinden zusammen rund 35 Milliarden Euro für die Bewältigung der Flüchtlingskrise ausgeben. Damit rechnet Chris-Oliver Schickentanz, Chefanleger der Commerzbank in Deutschland. „Das ist ein Konjunkturprogramm, wie wir es eigentlich die vergangenen 15 Jahre nicht mehr gesehen haben. Es könnte ein zusätzliches Wachstum von 0,2 bis 0,3 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt bringen", sagt Schickentanz im Interview mit der Magdeburger Volksstimme.

Der Finanzexperte warnt jedoch auch vor einer Radikalisierung der Politik in Deutschland und Europa. „Wir sehen, dass in immer mehr Parlamenten kleinere Splittergruppen deutliche Stimmengewinne verbuchen können", so Schickentanz. „Dadurch wird eine einheitliche europäische Politik immer schwieriger, ein gemeinsamer Lösungsansatz für die Flüchtlingskrise unwahrscheinlicher."

Gemeinsames Handeln sei jedoch nötig, andernfalls könnte auch die Wirtschaft schwer Schaden nehmen. „Sollten einzelne Länder anfangen, ihre Grenzen zu schließen, wird sich das negativ auf die Wirtschaft auswirken", warnt Schickentanz. „Wir leben in Europa vom freien Austausch von Waren und Dienstleistungen. Durch Grenzschließungen würde dieser Austausch behindert – vielleicht sogar unmöglich gemacht."

Chris-Oliver Schickentanz ist seit 2011 Chefanleger der Commerzbank in Deutschland. Zuvor war der 40-Jährige bei der Dresdner Bank tätig. Das gesamte Interview erscheint am Sonnabend.