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Die Analyse Chinesen kaufen in Europa Know-how ein

Das Reich der Mitte will nicht mehr nur die verlängerte Werkbank der Welt sein und setzt auf Qualität.

04.02.2016, 23:01

Die Zeit der hohen Wachstumsraten in China neigt sich dem Ende. Trotz teils heftiger Kursturbulenzen an den Aktienmärkten heißt das aber keineswegs, dass die Wirtschaft im Reich der Mitte in eine Krise rutscht. Sie befindet sich vielmehr in einer Umbruchphase, die obendrein staatlich gelenkt wird.

Die Chinesen haben erkannt, dass sich Wohlstand nicht allein dadurch erreichen lässt, die verlängerte Werkbank der Welt zu sein. An der Produktion einer Dose lässt sich vergleichsweise weniger Geld verdienen als an der Herstellung der zur Dosenproduktion benötigten Maschinen. Das Wissen, das für die Entwicklung von Maschinen und hochwertiger Produkte benötigt wird, kann man sich jedoch nicht über Nacht aneignen. Deshalb sind die Chinesen dazu übergegangen, sich an westlichen Unternehmen zu beteiligen oder sie ganz zu übernehmen, um von ihrem Wissen zu profitieren.

Für die Firmen in Europa birgt die neue Strategie Chancen und Risiken zugleich. Einerseits laufen sie Gefahr, Know-how, das ihnen einen Vorsprung im Wettbewerb sichert, zu verlieren. Deshalb haben gerade deutsche Mittelständler in der Vergangenheit Investitionsangebote aus dem Reich der Mitte auch ausgeschlagen.

Andererseits können Unternehmen mit Hilfe chinesischer Gelder ihr finanzielles Fundament festigen. Außerdem erhalten die Betriebe so einen leichteren Zugang zum nach wie vor lukrativen chinesischen Markt. In Sachsen-Anhalt haben die Firmen bislang überwiegend positive Erfahrungen mit chinesischen Investoren gemacht, heißt es im Wirtschaftsministerium.

Da das Reich der Mitte weiterhin über gigantische Devisenreserven verfügt, ist davon auszugehen, dass es seine Einkaufstour fortsetzen wird. Die Strategie ist auch insofern sehr elegant, weil sich die chinesische Regierung dann nicht mehr so leicht Vorwürfen der Wirtschaftsspionage aussetzt. Wer sein Know-how für Geld hergibt, kann sich hinterher nicht mehr beschweren, wenn es auch genutzt wird.