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Milliardendeal Chinesen kaufen Helmstedter Konzern EEW

Eine chinesische Holding hat EEW für 1,4 Milliarden Euro gekauft - und damit auch eine Beteiligung am Heizkraftwerk in Rothensee erworben.

04.02.2016, 23:01

Magdeburg l Um vier Uhr am früh soll das Rekordgeschäft am Donnerstag eingetütet worden sein: Für 1,438 Milliarden Euro kauft die chinesische Holding Beijing Enterprises den Helmstedter Müllverbrennungs-Spezialisten EEW Energy from Waste. Es handelt sich nach Angaben des bisherigen Eigentümers, der schwedischen Investmentgruppe EQT, um die bislang größte ausländische Direktinvestition in Deutschland.

EEW beschäftigt nach eigenen Angaben 1050 Mitarbeiter an 18 Standorten in Europa. Die Fabriken erzeugen durch die Verbrennung von Müll Prozessdampf für Industriebetriebe, Fernwärme für Wohngebiete und Strom für umgerechnet rund 700 000 Haushalte. 2014 hat EEW damit einen Umsatz von 539 Millionen Euro erwirtschaftet.

Zu den Standorten des Konzerns zählt auch das Heizkraftwerk in Magdeburg-Rothensee mit etwa 100 Beschäftigten. EEW ist an dem Werk zu 51 Prozent beteiligt. Dass der Eigentümer des Helmstedter Konzerns künftig in China sitzt, betrachtet man in Rothensee gelassen. „EEW ist zwar Gesellschafter bei uns, aber die Konzernübernahme wird vorerst keine Auswirkungen auf unseren Betrieb haben“, erklärt Geschäftsführer Rolf Oesterhoff auf Anfrage.

Über die chinesische Holding ist bislang nur wenig bekannt. Nach Volksstimme-Recherchen hat die Stadt Peking 1997 acht kommunale Unternehmen in dieser Gruppe zusammengeführt, die inzwischen gemeinsam für die Müllentsorgung sowie für die Energie- und Wasserversorgung der Millionenmetropole zuständig sind. Insofern dürfte die chinesische Holding nicht nur an attraktiven Renditen bei EEW interessiert sein, sondern auch an deren Know-how im Bereich der Müllverwertung. Denn Chinas Hauptstadt kämpft seit Jahren mit massiven Umweltproblemen, zuletzt hatte die starke Luftverschmutzung immer wieder für internationale Schlagzeilen gesorgt.

Dass sich Beijing Enterprises viel von seiner Transaktion verspricht, zeigt auch die Rekordsumme, die die Holding auf den Tisch legt. Sie ist mit 1,4 Milliarden Euro fast drei Mal so hoch wie der 539-Millionen-Euro-Umsatz, den das Helmstedter Unternehmen zuletzt auswies.

Die Übernahme von EEW, die von Wettbewerbshütern allerdings noch abgesegnet werden muss, ist bei weitem nicht das erste große Geschäft von chinesischen Investoren in Deutschland. Vor kurzem erst war bekanntgeworden, dass ChemChina, der größte Chemiekonzern aus dem Reich der Mitte, den Münchener Spezialmaschinenbauer KraussMaffei für 925 Millionen Euro erwerben will.

Und auch europaweit haben chinesische Investoren für Aufsehen gesorgt, etwa mit dem Kauf der Telefonica-Tochter O2 für 15,4 Milliarden Euro oder mit dem Erwerb des italienischen Reifenherstellers Pirelli für knapp zehn Milliarden Euro.