Analyse 5000 Euro für die Tonne

Warum eine Kaufprämie der Elektromobilität in Deutschland nicht auf die Sprünge hilft.

10.02.2016, 23:01

Wer ein Elektroauto kauft, soll 5000 Euro geschenkt bekommen. Das ist der Plan von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), um den Absatz der Stromer anzukurbeln.

Doch die Kaufprämie ist der schlechteste Weg, um der Technik auf die Sprünge zu helfen. Die Bundesregierung darf nicht zum Steigbügelhalter der Automobilindustrie werden. Volkswagen, Daimler und Co. sehnen sich schon seit Jahren nach einer Förderung für ihre Stromfahrzeuge, die bisher auf dem deutschen Markt kaum gefragt waren. Eine Prämie würde den Steuerzahler Milliarden kosten. Und mit ihr würde eine gut verdienende Industrie belohnt, die selbst die Weiterentwicklung der Antriebstechnik verschlafen hat. Denn Elektrofahrzeuge sind gegenüber Autos mit konventionellem Antrieb noch immer nicht konkurrenzfähig.

Keines der derzeit angebotenen Elektromobile der deutschen Autohersteller hat bei vollem Akku eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern. Stromer wie Volkswagens E-Golf oder der der BMW i3 sind nur für den Stadtverkehr geeignet. An einem flächendeckenden Netz von Ladestationen mangelt es aber nach wie vor. Hinzu kommen die Kosten: Auch nach dem Abzug einer möglichen Kaufprämie müssen Kunden für die Modelle rund 30 000 Euro in der Basisversion auf den Tisch legen. Eine stolze Summe. Angesichts der gesunkenen Spritpreise und der anziehenden Strompreise stehen hinter der Wirtschaftlichkeit der E-Autos viele Fragezeichen.

Angela Merkel (CDU) hat den Wählern bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen versprochen. Doch die bisherigen Zahlen deuten nicht daraufhin, dass diese Zielmarke der Kanzlerin ansatzweise erreicht wird: Anfang 2015 waren rund 126 700 Wagen mit Elektroantrieb oder Hybride mit ergänzendem Verbrennungsmotor gemeldet.

Mit immensem finanziellen Aufwand lässt sich der Absatz der Stromer vielleicht kurzzeitig steigern, doch langfristig ist eine Subventionierung ineffektiv. Beispiel: Abwrackprämie. Mit diesem Kaufanreiz ist es 2008 gelungen, die Konjunktur kurzfristig anzukurbeln. Aber um eine neue Technologie zu etablieren, ist ein derartiges Geldgeschenk ungeeignet. Denn sobald die Prämie nicht mehr fließt, schrumpft der Verkauf.

Die Regierung darf dennoch nicht untätig bleiben und muss die Rahmenbedingungen für den schnellen Ausbau des Stromtankstellennetzes schaffen. Die Mammutaufgabe liegt aber vor den Herstellern. Sie müssen Technologien entwickeln, die den Anforderungen des Alltags gerecht werden und ihre Produktion so aufstellen, dass die Preise im Rahmen bleiben.